Ramadani: „Man soll Putin an den Eiern packen“

Eine Femen-Aktivistin mischte den neuen „ZiB24“-Talk über Sotschi auf, Erhard Busek wurde kurz laut. Von der Dynamik sichtlich überrascht war Gadenstätter, der die Moderation daher streckenweise entglitt.

Fast unbemerkt hebt der ORF einen neuen Spät-Talk aus der Taufe und dann das: Er ist wirklich unterhaltsam! Die aufgeweckte deutsche Femen-Aktivistin Zana Ramadani dominierte die Diskussion mit scharfen Sätzen und schrägen Lachern. Was den sonst nicht so zart besaiteten Erhard Busek, als Präsident des Brüsseler EU-Russland-Zentrums geladen, laut werden ließ: „Diese Ausdrucksweise lehne ich ab!“ Von der Dynamik sichtlich überrascht war Lisa Gadenstätter, der die Moderation daher streckenweise stark entglitt.

Grund für Buseks Ordnungsruf war Ramadanis direkte Wortwahl: „Merkel müsste Putin endlich einmal an den Eiern packen und ihn zwingen, etwas zu tun.“ Busek konterte: Russland sei nicht auf die Homosexualität und Putin („Sicher ein mächtiger Mann, aber nicht ganz Russland“) zu reduzieren. Ratlos hinterließ einen Anatoli Berditchevski, der in Eisenstadt Russisch lehrt und sein Heimatland kraftlos verteidigte. Der Femen-Aktivistin warf er vor, sie würde Land und Staatschef nur aus den Medien kennen (was diese glaubhaft zurückwies), auf die Gegenfrage, ob er selbst Putin kenne, sagte er ungeschickt: „Ja, ich kenne ihn.“ Pause. „Nicht persönlich, aber ich bin zwei-, dreimal pro Jahr in Russland.“

Die Konfrontationslust ließ im Lauf der 30-minütigen Diskussion deutlich nach. Konsens lag in der Luft. Busek erklärte Russland doch als „weit entfernt von einem Idealzustand“. Die Aktivistin tauschte Kampfgeist gegen Realismus: Die Femen könnten mit ihrem Protest nichts ändern, nur Diskussionen anregen. Und dem Russland-Verteidiger fiel nicht auf, dass er sich mit dem Gedicht, das er zitierte, eigentlich widersprach: „Russland kann man nicht mit Verstand begreifen, an Russland kann man nur glauben.“ Vielleicht lag es daran, dass die Diskutanten standen, aber der erste „ZiB24“-Talk war äußerst lebendig.

E-Mail: anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2014)

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