Ein "Tatort" mit Til Schweiger und 19 Toten

Tatort Til Schweiger
Tatort Til Schweiger(c) ORF (Marion von der Mehden)
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Der "Tatort" im "Presse"-Check: "Kopfgeld" ist brutal und vohersehbar. Til Schweiger sorgt als Kommissar Nick Tschiller für unfreiwillige Komik.

Am kommenden Sonntag, 9. März, ermittelt Til Schweiger zum zweiten Mal als Hamburger Kommissar Nick Tschiller im "Tatort". DiePresse.com hat sich die neue Episode "Kopfgeld" vorab angesehen:

Worum geht's?

Der kurdische Astan-Clan, der eine blutige Fehde mit dem Bürsum-Clan austrägt, schwört Rache an Nick Tschiller, der den Clan-Boss Firat Astan und seinen querschnittsgelähmten Bruder Ismal (dreimal dürfen Sie raten, wem er das zu verdanken hat) ins Gefängnis gebracht hat. Tschiller wird von der Staatsanwältin Hanna Lennerz (Edita Malovcic) unterstützt, mit der er auch eine private Liaison hat. Gleich in der Anfangsszene streckt Schweiger sein nacktes Gesäß in die Kamera. War zu erwarten.

Wer ermittelt?

An der Seite von Nick Tschiller ermittelt Yalcin Gümer (gespielt von Fahri Yardim). Unterstützt werden sie von Ines Kallwey (Britta Hammelstein) und ihrem amikalen Vorgesetzten Holger Petretti (Tim Wilde). Einen nicht unwichtigen Part spielt Enno Kromer (Ralph Herforth), ein Drogenspezialist des LKA.

Wird's brutal?

Diese Frage lässt sich einfach beantworten: Brutal wie noch nie. Leichen pflastern den Weg von Kommissar Nick Tschiller (auch wenn er für die meisten nicht veranwortlich ist) 19 Tote, das ist "Tatort"-Rekord. Den hielt bis dato der Wiener Fall "Kein Entkommen" (Februar 2012). Deutschland übertrumpft also Österreich.

Was gefällt?

Das Tempo, die Kurzweiligkeit. Selten gingen die 90 Minuten einer "Tatort"-Episode so schnell vorüber wie in dieser Folge. Auch die Kameraeinstellungen vermitteln dem Zuschauer an manchen Passagen die Unmittelbarkeit der Geschehnisse. Wie in Schweigers erstem Fall überzeugt auch diesmal Fahri Yardim als Tschillers stets wortgewandter und gutgelaunter Sidekick Yalcin Gümer.

Wo hakt's?

Einerseits an den Dialogen. "Ich komme aus Kurdistan, weißt du wo das liegt?", fragt Clan-Boss Firat Astan. Tschillers grimmige Replik: "Direkt hinter Pöselsdorf. Es ist mir scheissegal, wo du herkommst". Schweiger beherrscht seine drei Gesichtsausdrücke: Ich bin stinksauer, ich bin happy, ich bin grumpy. Auch an Klischees wird nicht gespart: Der Astan-Clan betreibt Menschenhandel und Zwangprostitution und mischt auch im Crystal-Meth-Geschäft mit. Der Showdown ist in etwa so realistisch wie das Finale von "Stirb Langsam"-Filmen.

Wer hat was davon?

Wohl die ARD. Den ersten Tschiller-Fall wollten 12,74 Millionen Zuschauer (Markanteil von 33,6 Prozent) sehen. Beim zweiten werden es wohl nicht weniger sein. Aber auch die Familie Schweiger. Luna Schweiger ist auch vor der Kamera die Tochter des deutschen Schauspielstars.

Wer soll sich das anschauen?

Fans von Til Schweiger in erster Linie. Aber auch all jene, die die höchstens mäßig unterhaltsamen Komödien "Kokowääh" und "Keinohrhasen" nicht zu ihren Lieblingsfilmen zählen, können mal reinschauen: Vor allem "Schimanski"-Anhänger und Liebhaber von adrenalin-getränkten Selbstjustiz-Actionfilmen dürften angesichts der unfreiwilligen Komik durchaus Freude an "Kopfgeld" haben.

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