TV-Kritik "Krieg und Frieden": Pilcher für Fortgeschrittene

Könnte es sein, dass der Oscar- und Golden-Globe-nominierte Robert Dornhelm ein wenig überschätzt wird? Schon bei „Spartacus“ kam einem der Verdacht, „Kronprinz Rudolf“, obwohl nicht ganz so seicht, zerstreute ihn nicht. Und nun „Krieg und Frieden“. Rosamunde Pilcher für Fortgeschrittene. „Womöglich denkt er gerade jetzt an Euch“, gluckst die eine. „Wahrscheinlich hat er mich schon vergessen“, seufzt die andere. „Ich warte mein ganzes Leben auf dich, wenn es nötig ist“, wird sie später ihrem Liebsten zuflöten.

Dornhelms „Krieg und Frieden“ – ein großer Heiratsmarkt. Ein opulentes Gemälde, ein richtiger Schinken. Viel Frieden, wenig Krieg. Die politischen Umstände im Russland zur Zeit der Napoleonischen Kriege blieben bisher weitgehend ausgeklammert. Was schade ist, denn das würde dem spannungslosen, langsamen Film ein wenig Tempo geben. Aber Politik ist eben (siehe oben) nicht so Dornhelms Sache.

Die beste nach zwei Folgen „Krieg und Frieden“ ist die Figur des alten Fürsten Bolkonski (das ist der, der aussieht wie Frank Stronach), des mürrisch-egozentrischen, mitunter schelmischen Familientyrannen, gespielt von Malcolm McDowell. Wie sich überhaupt sehr viel, zur Verwirrung anregendes Personal in „Krieg und Frieden“ tummelt. Aber dafür kann Dornhelm eher nichts, daran ist schon Herr Tolstoi schuld.


oliver.pink@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2008)

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