ORF: "Satire muss sich selbst bepinkeln"

(c) APA (Roland Jäger)
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Rupert Henning, Thomas Maurer, Florian Scheuba, Erwin Steinhauer gehen mit einem Schaffel Selbstironie und einer Wiederholung in die zweite Staffel "Die 4 da". Die erste Folge ist ein Best-Of inklusive Eigenpersiflage.

Die Sendung „Die 4 da“ ist Teil einer vorbeugenden ORF-Imagekampagne, damit man „Soko Christkindlmarkt“ mit Hansi Hinterseer aus der Schusslinie bekommt. Ursprüngliche Besetzungsliste: Peter Rapp, Peter Weck, Peter Alexander und Peter Ustinov. Damit sind Sie mitten drin: Die beste Satire des ORF geht in die zweite Runde; in der letzten Folge der ersten Staffel hatte man sich wie oben erwähnt beschrieben. Diese bereits bekannte, aber definitiv wiederholungswürdige Folge leitet die neun neuen Teile ein. Das Team ist so gut wie das alte: Florian Scheuba, Rupert Henning, Thomas Maurer schreiben das Buch und spielen, als Darsteller kommt Erwin Steinhauer hinzu. Bloß die Regie, die zuletzt David Schalko oblag, hat nun Henning übernommen – weil Schalko mittlerweile eine eigene Filmfirma besitzt und damit genug Eigenes zu inszenieren hat, hieß es bei einem Set-Besuch der „Presse“.

„Juristisch nirgends eing'fädelt“

„Zwanzig Deka karibische Naturperlen, ein Viertelkilo gemischte Broschen. Und ein frisches Collier – des kommt zur Jaus'n g'rad recht“: In diesem Stil kauft (beim Dreh im Wiener Haus der Industrie) der schicke Unternehmer Martin Schlick alias Martin Schlaff (dargestellt von Henning) beim Juwelier ein – eine Szene aus der Folge „Reicher leben“, die am 13.März läuft. So also sieht schön böse Satire aus. Dabei ist es gar nicht primäre Absicht der „4 da“, „immer anderen ans Bein zu pinkeln“, beteuern immerhin drei von ihnen. Natürlich gab es nach der ersten Staffel Beschwerden – etwa vom da eingetunkten Alf Poier –, aber: „Derzeit sind wir juristisch nirgends eing'fädelt. Wobei, nach der Kärnten-Folge waren wir direkt enttäuscht, dass nicht irgendein Jung-BZÖler-Dillo vor Gericht gegangen ist“, sagt Maurer.

Die Folge kommende Woche („Vorspiel“)ist ein Best-Of inklusive Eigenpersiflage. „Satire muss selbstbepinkelnd sein“, so Henning. Anderen muss man die Selbstironie erst vorschlagen. Die „Kronen Zeitung“ titelte unlängst mit „Das ist nicht die Stimme Österreichs“: den Worten, mit denen sich Bundespräsident Heinz Fischer vom Grazer Wahlkampf distanzierte. „Die 4 da“ interpretieren sie als Selbstbeschreibung der „Krone“. Aus Billas „Hausverstand“ wird der „Kloverstand“, der transparente Abwischtücher mittels Anti-EU-Kampagne propagiert.

Regie plus Schauspiel – eine arge Doppelbelastung für Henning? „Eigentlich ist das ja ein Himmelfahrtskommando“, sagt er, der gar nicht so gern in der vordersten Reihe steht, „aber es funktioniert gut, weil die Buben super vorbereitet sind“. Müsste Henning (der schon „Freundschaft“, den Kinofilm mit Steinhauer, inszenierte) aus seinen Funktionen eine auswählen, hätte für ihn das Schreiben, das Entwickeln von Geschichten Vorrang. Wobei: „Das Regieführen ist auch eine verführerische Technik des Erzählens.“

Erzählt wird demnächst von „Österreichs kleinstem Mann“ (21.2.), einer Castingshow moderiert von Assi Arminger. Um heimische Barden kümmert man sich in „Pflegenotstand Austropop“ (6.3.) – dort juriert ein gewisser Serafin Spiegeleder. Eine Folge („Der ursuper Fan“) ist freilich der Fußball-EM gewidmet. In der letzten Staffel hatte die Reihe teils heftiges Insiderwissen vorausgesetzt. Hat man nun seichtere Themen zu Beginn der neuen gewählt, um mehr Seher anzusprechen? Die Schauspieler sehen das anders: „Es gibt mehrere Ebenen, über die man einsteigen und reingezogen werden kann“, glaubt Maurer. Außerdem stellt Henning sehr wohl auch einen „klassisch aufklärerischen Anspruch“ an sich: „Es ist ein Format, das vom Zuseher fordert dranzubleiben. Aber natürlich wollen wir möglichst viele erreichen. Sonst ist das künstlerische Onanie.“

DIE SENDETERMINE

„Unterm Regenbogen“ (Wh., 7.2., 21.55, ORF1); „Vorspiel“ (14.2.), „Österreichs kleinster Mann“ (21.2.), „Pflegenotstand Austropop“ (6.3.), „Reicher leben“ (13.3.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2008)

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