"Tatort": Die Schönheit der Stacheldrahtzäune

Tatort
Tatort(c) ORF (Johannes Krieg)
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Der "Tatort" im Presse-Check: In "Freigang" ermitteln die Stuttgarter Kommissare in einem unmöglichen Mord. Thorsten Lannert muss undercover hinter Gitter. Der Fall ist auch Vertrauensprobe.

Worum geht's?

Dieser "Tatort" beginnt an einem Tatort: Eine junge Frau wird erstochen aufgefunden. DNA-Spuren machen schnell  klar: Ihr Ex-Mann Drake muss es gewesen sein. Aber wie? Der sitzt nämlich im Gefängnis und hat damit ein Alibi. Thorsten Lannert ermittelt undercover als Gefängniswärter. Als ein Kollege Selbstmord begeht, erahnt er langsam, wie weit die korrupten Netzwerke hinter Gittern reichen. Nicht umsonst wird Sicherheitschef Franke (Sebastian Knaup) "King" genannt. Bei seinen Ermittlungen muss sich Lannert auf seinen Kollegen Sebastian Bootz (Felix Klare) verlassen, der frisch getrennt gerade nicht den stabilsten Eindruck macht.

Worum geht's noch?

Sparmaßnahmen im Strafvollzug bilden den gesellschaftspolitischen Hintergrund. "Sauber, ruhig und billig", wie es "King" Franke beschreibt, soll das Gefängnis sein. Da nimmt man ein bisschen Korruption in Kauf oder schaut weg, wie die Anstaltsleiterin.

Wer ermittelt?

Für Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ist "Freigang" auch eine Vertrauensprobe. Schätzt Bootz, dem die Scheidung kurz bevorsteht, die Lage richtig ein oder riskiert er zu viel? Wieviel Wein ist da in seinem Wasserglas?

Was gefällt und wo hakt's?

Ein ruhiger, trotzdem spannender "Tatort". Vergleicht man die JVA mit dem Gefängnis der US-Serie "Orange is the New Black" wirkt der deutsche Schauplatz fast idyllisch mit seinen gestützten Hecken, ordentlichen Beeten und vielen ästhetischen Kamerfahrten über Stacheldrahtzäune in Reih und Glied. Die Enge und das Eingesperrtsein vermag der "Tatort" mit solchen Bildern nicht einzufangen. Witwe Barbara Scheffler (Valerie Koch) sorgt mit schwäbischem Dialekt für erfrischenden Lokalkolrit.

So kurz nach dem sehr guten Müllmänner-Verschwörungs-"Tatort" aus Bremen ("Alle meine Jungs") wirkt "Freigang" im Vergleich leider flacher.

Empfehlenswert?

Ja, weil der "Tatort" einen Sog entwickelt und Lannert zunehmend ins Fadenkreuz gerät. Das lässt nicht kalt.

"Tatort: Freigang"; Montag, 9. Juni, 20.15 Uhr, ORF 2 und ARD

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