"Tatort": Syrienkrieg in Oldenburg

Tatort
Tatort(c) ORF (Christine Schroeder)
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Das Bundespolizei-Duo Lorenz und Falke lässt in "Die Feigheit des Löwen" einen Passfälscher auffliegen – und findet sich im Syrienkonflikt wieder.

Unsere "Tatort"-Wertung:

4 von 5 Punkten. Es ist noch Luft nach oben.

Worum geht's in "Die Feigheit des Löwen"?

Am Anfang geht es schnell: Das Bundespolizei-Duo Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) lässt in Oldenburg einen Passfälscher hochgehen. Auf einem Parkplatz wird ein mutmaßlicher Schlepper erschossen. In seinem Auto: Eine Frau, ihr kleiner Sohn und ihre tote kleine Tochter. Und dann wird auch noch ein Mann zu Tode gefoltert. Alle stammen aus Syrien. Hängen die Fälle zusammen? Das scheint Raja (Daniela Golpashin) zu wissen. Mit der Polizei reden will sie freilich nicht, und auch einschüchtern lässt sie sich nicht. "Ich dachte, diese Polizeiwillkür gibt es nur in Bayern", kontert sie Falke, als der ihr drohen will.

Worum geht's noch?

Um den Krieg in Syrien, das ist überdeutlich. Um die Frage, welches Verbrechen schwerer wiegt: Die Menschen aus Syrien herauszuschmuggeln oder sie dort zu lassen? Und darum, welchen Einfluss der Krieg auf in deutschland lebende Menschen mit syrischen Wurzeln hat.

Wo hakt's?

Zwischendurch zerfranst die Geschichte ein wenig, am Ende fängt sie sich wieder.

Was gefällt?

Die Musik. Und Falkes Feierabend-Trunk: Milch mit Korn. Bei dem lernt er auch seine Kollegin Lorenz besser kennen. Wenn sie am Morgen danach wieder "Sie" zu ihm sagt, weiß der geneigte Krimi-Konsument: Da kommt noch was. Diese Spannung zwischen der Bürgerlichen und dem Punk hebt das Duo, anfangs von Identitätsproblemen geplagt, von anderen "Tatort"-Ermittlern ab. Auch für die Ortsfrage wurde eine Lösung gefunden: Von Til Schweiger aus Hamburg verdrängt, blieb dem Duo nur die Umgebung. Wenn der österreichische Regisseur Marvin Kren Oldenburg als nebligen Moloch und Großstadt-Labyrinth inszeniert, darf man sagen: Soll Schweiger Hamburg doch behalten.

Österreich-Faktor:

"Blutgletscher"-Regisseur Kren besetzte in seinem dritten Lorenz/Falke-"Tatort" seine Mutter Brigitte Kren als Ur-Wiener Pathologin – ein herrlich komischer Gegensatz zum Ernst des norddeutschen Ermittler-Team. Daniela Golpashin spielt als Raya ihre kühle Härte voll aus.

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