"Tatort" Kiel: Kinderparty bei einem Pädophilen

Tatort
Tatort(c) ORF (Christine Schroeder)
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In der beklemmenden Folge "Borowski und die Kinder von Gaarden" sind alle Opfer. Zwei Stars aus "Game of Thrones" spielen "Wahrheit oder Pflicht".

Unsere "Tatort"-Wertung:

4,5 von 5 Punkten.

Worum geht’s in "Borowski und die Kinder von Gaarden"?

Der eigentliche Täter ist hier von Anfang an tot: Der verwahrloste Alkoholiker Onno Steinhaus wird erschlagen aufgefunden. Er ist ein verurteilter Sexualstraftäter, pädophil. In seiner Wohnung feierten Buben aus der Nachbarschaft, der Sozialsiedlung Gaarden, Partys. Steinhaus versorgte sie mit Alkohol. Aber hat er sie auch missbraucht? Nein, glaubt der lokale Polizist Thorsten Rausch (Tom Wlaschiha), den Kommissarin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) aus ihrer Jugend kennt. Ihre Ermittlungen führen das Kieler Duo Borowski und Brandt zu dem jungen Timo Scholz (Bruno Alexander), der zur Tatzeit alleine über das Leben nachgedacht hat. "Zwei Stunden lang?" fragt Borowski. Timos Antwort: "Das Leben ist kompliziert." Sein kleiner Bruder Leon (Amar Saaifan) will gesehen haben, wie ein Mann aus Steinhaus' Wohnung kam. Sagt er das nur, um seinen Bruder zu schützen?

Wer ermittelt?

Der grantige Borowski zeigt sich erstaunlich einfühlsam. Mit Brandt, Expertin in Internet-Recherche, gibt er inzwischen ein eingespieltes Team ab. In dem Polizisten Rausch bekommen sie einen ebenbürtigen Mit- oder Gegenspieler. Wie die Figur eingeführt wird, ist großartig: "Rauschi, der Freund von Knacki?" fragt Brandt den Neuen. Ja, er ist's!

Was gefällt?

In diesem "Tatort" treffen zwei Stars aus "Game of Thrones" aufeinander: Kekilli spielte in er erfolgreichen Mittelalter-Fantasyserie die Hure Shae, Wlaschiha eine Art Auftragsmörder mit Namen Jaqen H'ghar. Die Konfrontationen zwischen dem charmant-schleimig-undurchsichtigen "Rauschi" und seiner ehemaligen "kleinen Nachbarin" samt "Wahrheit der Pflicht"-Spiel gehören zu dem Besten in diesem beklemmenden Fall.

Worum geht’s noch?

Über die ganze Folge ist ein Blaufilter gelegt, das lässt die Gegend noch trister wirken, als sie ist. Jugendliche ohne Perspektive und überforderte Eltern: Schwere Themen werden fast beiläufig behandelt. Jeder in der Nachbarschaft weiß vom Pädophilen, bei dem Kinder Party machen, und keiner greift ein. Die Katastrophe ist absehbar, aber die Erwachsenen schauen nur zu, als wären sie nur Statisten in ihren eigenen Leben.

Wo hakt's?

Gegen Schluss hin zerfranst "Borowski und die Kinder von Gaarden" ein wenig, doch am Ende werden alle offenen Fäden zueinander geführt und die Folge trifft auch in heiklen, sensiblen Momenten den richtigen Ton. Gut. Nein, sogar sehr gut.

Die "Tatort"-Episode " Borowski und die Kinder von Gaarden wird am 29. März um 20.15 Uhr auf ORF 2 und in der ARD ausgestrahlt.

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