"Tatort" Leipzig: Katharsis und Kindesentführung

Tatort
Tatort (c) MDR/Saxonia Media/Junghans
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In ihrem letzten Fall "Niedere Instinkte" suchen Eva Saalfeld und Andreas Keppler nach einem vermissten Mädchen. Im Fokus liegt aber die Beziehung der beiden Kommissare: Die Wogen gehen hoch.

"Tatort"-Wertung

2 von 5 Punkten.

Worum geht's?

Ein ungewöhnlicher "Tatort" mit einem ungewöhnlichen Start: Kommissar Andreas Keppler öffnet halbnackt seinen Kühlschrank, riecht an einem offenbar nicht mehr genießbaren Schinkenbrot und beginnt einen philosophischen Monolog in Richtung Kamera: "Was ist der Sinn des Lebens? Soll das ganze ein Scherz sein? Oder mehr eine Tragödie?". Nächste Szene: Ein Mann und eine Frau, beide tragen eine Latex-Maske, betreten ein Zimmer. Hinter dem Bett versteckt sich ein Mädchen. Während die Frau mit dem Kind spricht, greift ihr der Mann lüstern ans Gesäß. Verstörend. Bereits jetzt weiß der Zuschauer, wem das Verbrechen, die Entführung der achtjährigen Magdalena zuzuordnen ist. Die Ermittlung gestaltet sich trotzdem schwierig: Magdalenas Vater ist gehörlos. Ihre Mutter scheint ihre Tochter nicht sonderlich zu vermissen. Beide gehören einer sektenartigen Vereinigung an. Magdalenas Mutter schöpft daraus die Kraft und den Glauben: "Meine Tochter kommt zurück. Es ist alles Gottes Wille. Sie lebt".

Wer ermittelt?

Zum 21. und letzten Mal dürfen Andreas Keppler (Martin Wuttke) und Eva Saalfeld (Simone Thomalla) in Leipzig ermitteln. Sie gehörten nicht zu den Lieblingskommissaren der TV-Zuschauer - das spiegelte sich in den mediokren Quoten und nicht gerade überwältigenden Kritiken wider.

In den vergangenen Episoden hatte das geschiedene Paar eher kollegial verhalten. In der Folge "Niedere Instinkte" geht es zwischen den beiden richtig zur Sache. Keppler, dessen Wohnung einen Wasserschaden hat, hat ein Pantscherl mit der Nachbarin seiner Ex-Ehefrau. Saalfeld, die noch Gefühle für Keppler hat, muss das Liebesspiel nachts ertragen. Die Wogen gehen hoch: Wut und Watschn. Schreie und Schimpfwörter. Katharsis!

Wo hakt's?

Von Anfang an kenne die Zuseher die Täter. "Columbo" lässt grüßen. Insgesamt ein ungewöhnlicher "Tatort", eher ein psychologisches Fernsehdrama als ein Krimi. Wer einen "richtigen" Krimi sehen will, ist hier falsch.

Was gefällt?

Die standesübliche Leiche in den ersten fünf "Tatort"-Minuten gibt es diesmal nicht. Das ist zumindest eine Abwechslung. Und: Martin Wuttke zeigt in seinem letzten Auftritt als Keppler, was er wirklich kann.

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