"Tatort" Bremen: Wenn Ökos rot sehen

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tatort(c) Radio Bremen/Jörg Landsberg
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Ein Naturschützer ist tot, ein anderer wird vermisst. Ein Fall für die Bremer Inge Lürsen und Nils Stedefreund. Die „Tatort“-Episode „Wer Wind erntet, sät Sturm“ verspricht Spannung.

Unsere Wertung für den "Tatort":

3,5 von 5 Punkten.

Worum gehts?

Ein Umweltaktivist wird erschossen. Ein anderer, Henrik Paulsen (Helmut Zierl), wird vermisst. Vieles deutet darauf hin, dass der Windpark-Betreiber Lars Overbeck (Thomas Heinze) etwas mit dem Fall zu tun hat. Er selbst will laut Eigenaussage die Welt nur etwas besser machen. Seine Kritiker (die Flyer mit der Aufschrift „Wer Wind erntet, sät Sturm“ in Abwandlung eines Zitates aus dem Alten Testament) mit dem Gesicht des Unternehmers produzieren) werfen ihm vor, dass täglich Singvögel von Rotorblättern in seinen Windanlagen in der Nordsee geschreddert werden. Overbeck sieht das anders: Die Vögel sterben an Erschöpfung. Für die Ermittler ist er anfangs der Verdächtige Nummer eins. Vor allem, weil ein Video auftaucht, das Overbeck unter Druck setzt. Doch die Dinge scheinen doch nicht so eindeutig zu sein, wie sie zu Beginn wirken. Der Umweltverband, bei dem Paulsens Frau Katrin Lorenz (Annika Blendl) Vize-Chefin ist, scheint alles andere als homogen zu sein. Und welche Rolle spielt der comichaft-grinsende Hedgefonds-Manager Milan Berger (Rafael Stachowiak)?

Wer ermittelt?

Die schnörkellosen Kommissare Inga Lürsen (gespielt von „Tatort“-Veteranin Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) bilden seit 2001 das Bremer Ermittler-Duo. Wie gewohnt mehr oder weniger witzlos, dafür aber auch ohne peinliche Dialoge. Im Vergleich zu manch anderen Ermittlerteams, erfährt der Zuschauer nichts über das Privatleben der Kommissare, nur der Fall bzw. der mögliche Täter steht im Fokus.

Woran hakt's?

Anfangs wirkt die Darstellung des Offshore-Unternehmers Overbeck etwas zu übertrieben: Etwa als er wie ein Showmaster des späten 20. Jahrhunderts vor seiner Belegschaft eine große Rede hält. Die absurden Momente (der harte Hedgefonds-Manager skypt mit der Großmutter, ein als Cowboy verkleidetes Kind taucht plötzlich nahe des Tatorts auf) passen nicht recht rein.

Was gefällt?

Der jüngste Fall aus Bremen gehört zu den spannenderen „Tatort“-Episoden. Mit Fortdauer wird die düstere Folge komplexer (Offshore-Unternehmer vs. Naturschützer vs. Hedgefonds Manager) und die Grenzen zwischen Opfern ("gute" Ökos) und Tätern ("böse" Unternehmer) verschwimmen zunehmend. Letzten Endes ein harter Krimi-Thriller. Und es gibt Action-Sequenzen, wenngleich auch nicht im Til-Schweiger-Bombast-Stil.

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