"Tatort": In Stuttgart ist rasch die Luft draußen

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Am Sonntag ermittelten Lannert und Bootz in "Der Preis des Lebens". Ein für die zwei hoch emotionaler Fall, doch der Story fehlte die Glaubwürdigkeit.

Unsere "Tatort"-Wertung

2,5 von 5 Punkten.

Worum geht's in "Der Preis des Lebens"?

Dieser Fall trifft die beiden Suttgarter Kommissare Lannert und Bootz mitten ins Herz und in ihre Freundschaft. Dass Jörg Albrecht, gleich nachdem er seine Strafe wegen Missbrauchs und Mordes abgesessen hat, als Leiche in einer Mülltonne landet, gehört für die beiden noch zum täglichen Geschäft. Schnell ist klar, wer dahinter steckt: Frank und Simone Mendt, die Eltern des Opfers. Gefährlich wird die Sache, als sich die beiden auf die Suche nach Albrechts Mittäter machen, der nie gefasst wurde - und Maja, die Tochter von Bootz, entführen, um die Herausgabe des Übeltäters zu erpressen . . .

Wer ermittelt?

Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) und sein Kollege Sebastian Bootz (Felix Klare) sind nicht nur Kollegen – sie vertrauen einander, sind sogar so etwas wie Freunde geworden. Umso schlimmer trifft sie der aktuelle Fall, denn Bootz hält die Information von der Entführung seiner Tochter zurück, um ihr Leben nicht zu gefährden. Plötzlich ist er es, der niemandem vertraut, nicht wie sonst üblich Lannert. Der kennt Bootz, der sonst ein cooler Typ, und spürt sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Was gefällt?

Das Spiel um erschütterte Freundschaft und zerstörtes Vertrauen wird weitreichende Schatten auf das Ermittlerduo werfen. Felix Klare wirkt als besorgter Vater Bootz überzeugend zerrüttet, er darf sogar weinen und beweist seine Vaterliebe in einem der dramatischsten Augenblicke dieser Episode. Die innere Zerreissprobe macht ihn fahrig und aggressiv, er handelt eigenmächtig und bringt damit andere in Gefahr - als Zuschauer steht man plötzlich nicht mehr auf seiner Seite. Lannert ist ihm aber ein besserer Freund als Bootz im Moment begreifen kann. „Wenn irgendwas passiert, dann werden wir nicht mehr die Alten sein“, sagt Bootz voll Sorge. „Das sind wir jetzt schon nicht“, antwortet Lannert. Es wird wohl einige Zeit dauern, bis Bootz ihm wird verzeihen können. Ein Dilemma, das kommende Episoden dramaturgisch befruchten könnte.

Wo hakt's?

Der Fall ist eigentlich schon gelöst, noch bevor er richtig Fahrt aufnehmen kann. Und die Story vom biederen Ehepaar, das sich zu einem völlig überzogenen Rachefeldzug aufschwingt, nimmt man Autor Holger Karsten Schmidt so nicht ab. Michaela Caspar und Robert Hunger-Bühler wirken als Herr und Frau Mendt eigenartig distanziert, drucken sogar kaltblütig die Fotos von der Vergewaltigung ihrer Tochter aus. Die beiden scheinen weder verzweifelt noch gestört genug, um sich so zu verhalten. Und so ist auf dieser Seite bald die Luft draußen, während Bootz noch immer unter Tränen um sein Kind kämpft.

"Der Preis des Lebens": Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2

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