Kommissarin Lindholm ermittelt in der Folge "Spielverderber" in einem Soldatenwohnheim der Bundeswehr. Dabei tun sich bei ihr Fachbegriffswissenslücken auf - und bei den anderen: menschliche Abgründe.
Unsere Wertung:
2,5 von 5 Punkten.
Worum geht's?
Ein liebestolles Paar will die Nacht zusammen verbringen, passender Weise in einem abgelegenen Häuschen im Wald. Als der geschasste Ehemann der Frau tags darauf dort Sachen abholen will, fällt ihm seine tote Gattin entgegen. Hauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) wird mit dem Fall betraut; weil der Mann der Toten Pilot bei der Bundeswehr ist, beginnt sie, im Wohnheim des Luftwaffenstützpunkts zu ermitteln - und dort stecken alle verdächtig unter einer Decke.
Worum geht's wirklich?
Von ihren Einsätzen traumatisierte Soldaten, idealistische Liebe, subjektive Wahrnehmung: ein sehr menschlicher "Tatort", der zur Zeit der allgemeinen Bundeswehraufregung in Deutschland im vergangenen Jahr konzipiert worden sein dürfte. Auch einen "Tatort"-klassischen Handlungsstrang hat die Folge "Spielverderber" abbekommen: Lindholm wird als Mutter zum Scheitern verurteilt - wie es so vielen Kommissarinnen der Reihe zugeschrieben wird. Gleichzeitig darf sie sich aber einmal wieder verlieben, praktischer Weise in den "Commodore", den Chef des Stützpunktes - das macht die Arbeit gleich viel einfacher.
Wer ermittelt?
Der Hannover-"Tatort" lebt von Maria Furtwänglers Hauptkommissarin Lindholm. Die Figur gefällt nicht jedem, man mag sie oder nicht; und besonders in "Spielverderber" wird Lindholm nicht durch ihre Ermittlungsleistung, sondern ihr Privatleben auffällig. Denn eigentlich ist Lindholm eine, die gern ihr eigenes Ding durchzieht, resolut ist, auf Anweisungen pfeift - hier wirkt dieses Selbstbewusstsein und der Spürsinn aber grotesk überzeichnet, à la: "Seht her, unsere Ermittlerin ist soooo eigenwillig!" Das gipfelt in der Szene, bei der Lindholm, vom Staatsanwalt ignoriert, ganz klassisch schreit und stampft und furios die flachen Hände gegen die Fensterscheiben knallt. Wow.
Was gefällt?
Nur weil dieser "Tatort" so menschlich ist, heißt das nicht, dass er bloß mit Klischees arbeitet. Hier ist jede Figur ziemlich verrückt, ziemlich gestört, oft ziemlich pervers, ganz gleich, ob sie "gut" oder "schlecht" ist - so wie im echten Leben nun einmal jeder Mensch echte Macken hat. Und: Als man schließlich zum Täter findet, liefert das in den letzten Minuten der Folge tatsächlich großartige, bewegende Bilder, die ziemlich gewagt sind.
Woran hakt's?
Motive werden aufgebracht - etwa der Zusammenhalt, das "Wir stecken alle unter einer Decke"-Gefühl im Wohnheim, Lindholms Probleme als Mutter, Kriegstraumata - aber nicht weiter bearbeitet. Das ist immer ein bisschen zu offensichtlich und nimmt dem Fall leider auch die Spannung. In der letzten Zeit hat man beim "Tatort" generell ein Spannungsproblem. Hannover ist hier keine Ausnahme.