"Tatort" München: Amok mit Spätfolgen

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Tatort: "Einmal richtig Sterben"ORF
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Am Sonntag ermitteln die Kommissare Batic und Leitmayr in "Einmal wirklich sterben": Zwei müde Kommissare, ein psychologisch spannender Fall.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

2,5 von 5 Punkten

Worum geht’s in „Einmal wirklich sterben“?

In einem Einfamilienhaus finden die Kommissare Batic und Leitmayr die Leiche von Michaela Danzer und ihren lebensgefährlich verletzten Verlobten Daniel Ruppert. Der zunächst unauffindbare sechsjährige Quirin wird unversehrt, aber völlig verstört in einem Krankenhaus abgegeben, um kurz darauf wieder zu verschwinden. Der erste Verdacht liegt auf der Hand: Der Ex-Mann der Toten (eine schöne kleine Rolle für Simon Schwarz als Unsympathler) könnte sich vor der bevorstehenden Scheidung gerächt haben. Allerdings ist auch Daniel Ruppert kein so unbeschriebenes Blatt, wie es zunächst scheint . . .

Wer ermittelt?

Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachveitl) sind eine etwas müde Partie. Dafür zanken sie wie ein altes Ehepaar, wenn es darum geht, wer denn nun mit seinen Vermutungen zu dem Fall recht haben könnte. Meist läuft jedoch alles sehr ruhig und sehr harmonisch. Zu ruhig und zu harmonisch. Aber es gibt ja den Nachwuchs im Team: Kalli (Ferdinand Hofer) ist zwar auch schon Kriminalkommissar, wird aber von den beiden Alten wie ein Lehrbub behandelt – und lässt sich das auch noch gefallen. Die junge Fallanalytikerin (ja, diesen Job gibt es bei der Münchner Polizei wirklich) Christine (Lisa Wagner) ist von einem anderen Schlag: Ihr würden Batic und Leitmayr liebend gern aus der Hand fressen (im konkreten Fall handelt es sich um Pizza), aber sie klopft den Kollegen energisch auf die Finger, wenn sie ungefragt zugreifen. Dem Leitmayr gefällt's.

Was gefällt?

Flashbacks machen das Psychodrama hinter „Einmal wirklich sterben“ transparent. Es geht – so viel darf verraten werden – um den Amoklauf in einer Familie und seine Spätfolgen für die Überlebenden. Eine davon ist Emma. Anna Drexler spielt sie mit sensiblem Einfühlungsvermögen: Eine traumatisierte Frau, die nicht vergessen kann. Eine mentale Zeitbombe, die jeden Moment in einem zerstörerischen Akt sich oder andere zerstören kann – dabei sucht sie doch nur Hilfe und Erlösung. Sie war als Kind ein Opfer und bleibt es bis zum traurigen Finale.

Wo hakt's?

Die Luft ist ziemlich schnell raus - man weiß zu bald, was da gespielt wird. Und: Sollte der Bayerische Humor berühmt sein – zu Batic und Leitmayr hat er sich nicht verirrt. Die zwei haben bei aller Sympathie etwas Hölzernes. Das macht sich u. a. in den gespreizten Versuchen bemerkbar, mit dem geschockten Quirin, der nicht reden will oder kann, ins Gespräch zu kommen. Okay, einen kleinen Schmunzelmoment gibt es: Weil Batic offenbar an der Gleitsichtbrille spart, setzt er sich gleich zwei Brillen auf. Aber jetzt genug gelacht!

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