ARD-Politkrimi: Das dünne Eis der Macht

Die Stadt und die Macht
Die Stadt und die MachtARD/Frédéric Batier
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Eine Frau will Bürgermeisterin von Berlin werden - und zahlt einen hohen Preis. "Die Stadt und die Macht": Sechsteilige Miniserie, ab Dienstag im Ersten.

Susanne Kröhmer hat alles, wovon eine junge Frau nur träumen kann: Sie hat einen tollen Job als Anwältin, sie hat einen erfolgreichen Politiker-Vater und sie hat einen netten Freund, mit dem sie eine Familie gründen will. Warum würde eine solche Frau ausgerechnet Politikerin werden wollen? Genau! Diese Frage wird also auch gleich in der ersten Folge der sechsteiligen ARD-Miniserie "Die Stadt und die Macht" beklärt: Sie will es, weil ihr die Seil- und Machenschaften der Parteigänger ihres Vaters gegen den Strich gehen.

Würde sie es aber auch machen, wenn sie wüsste, wie tief der Schlamm ist, in den ihr Vater den Karren der Partei und der Familie gefahren hat? Wenn sie wüsste, welchen Preis ihr Intrigen und Verrat abverlangen werden? Nein, sie würde nicht. Anna Loos zeichnet Susanne Kröhmer als intelligente, engagierte Frau mit echten Werten, die aufgrund der etwas dick aufgetragenen Tragik der Ereignisse nicht nur jede Illusion, sondern auch die Familie verliert.

Kriminelle Polit-Bonzen

Dafür sorgt neben den Mühen des Wahlkampfs unter anderem der zweite Handlungsstrang der Serie, die sich neben politischen Machtspielen auch den fast schon mafiösen kriminellen Machenschaften von Vater Karl-Heinz Kröhmer und Konsorten widmet. Thomas Thieme gelingt in dieser Rolle die Fusion aus väterlich-amikalem Sturschädel und unnahbar-perfidem Polit-Bonzen, der sich seiner Sache so sicher ist, dass er gar nicht bemerkt, wie dünn das Eis der Macht schon geworden ist.

Drei Autoren haben an "Die Stadt und die Macht" geschrieben - und man hat den Eindruck, alle wollten möglichst viele Ideen unterbringen: Powerfrau und Schwangerschaft, Beziehungsprobleme und Politikkarriere, Schmiergeld und Betrug. Der Stoff hätte wohl für einige Staffeln gereicht, hätte man die Themen so genüsslich auswalken wollen, wie Francis Underwood in "House of Cards" seine Intrigen von langer Hand plant - aber Berlin ist eben nicht Washington und die ARD kein Experimentierfeld.

Alle steuern auf den finalen Crash zu

Geworden ist es ein solider Politkrimi, in dem es Regisseur Friedemann Fromm geschickt gelingt, die Waage zwischen den politischen Entwicklungen und den kriminellen Verstrickungen zu finden - und alle, auch die Guten, steuern ungebremst auf den finalen Crash zu, dessen Vorzeichen schon in Folge eins wahrzunehmen sind: Als Vater Kröhmer mit dem Auto aus Versehen eine Wildsau erlegt, beginnt sein Glück zu schwinden . . .

"Die Stadt und die Macht": je zwei Folgen am 12., 13. und 14. Jänner, 20.15/21.00 Uhr, im Ersten

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