"Tatort" Luzern: Prinzenrolle rückwärts

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Reto Flückiger und Liz Ritschard ermitteln in der Episode "Kleine Prinzen" in einer Eliteschule und stoßen auf Arroganz und Lieblosigkeit.

Unsere Wertung:

7 von 10 Punkten

Worum geht’s in "Kleine Prinzen"?

Auf einer Landstraße wird nächtens eine junge Frau überfahren – der flüchtige LKW-Fahrer, der am Steuer fast eingeschlafen war, ist bald gefunden. Doch dann stellt sich heraus: Ihn trifft keine Schuld. Die Schülerin einer Privatschule war schon tot, als man sie auf der Straße ablegte . . .

Worum geht’s noch?

Es ist ein Krimi voller Schweiz-Klischees: Es wimmelt vor reichen Leuten, Prinzen mit Diplomatenpässen, strengen Direktorinnen und arroganten Eliten. Die Sprösslinge stehen ihren Eltern in nichts nach. Wenn's in der Schule nicht läuft, werden sie aufmüpfig: "Mein Vater steht auf der Liste der reichsten Schweizer – wozu brauche ich da noch Abitur?" Andere Schüler kommen aus einer völlig anderen Welt: Der arabische Prinz will seinen Bruder (einen Internatszögling) zur Räson bringen, weil er sich an westlichen Werten zu orientieren beginnt. Er soll, um den Vorstellungen seiner Familie zu entsprechen, innerlich eine Rolle rückwärts machen. Das Mittel, zu dem der Ältere dafür greift, ist so grausam wie frauenverachtend – ein Exempel mit verheerenden Auswirkungen.

Was ist mit der Liebe?

Die Liebe spielt in "Kleine Prinzen" eine große Rolle: Eine echte Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist. Falsch verstandene Geschwisterliebe. Nicht vorhandene Selbstliebe. Vertrocknete Elternliebe: Der Vater des Opfers erkennt zu spät, dass er das Leben seiner Tochter versäumt hat: Luc Feit überzeugt als emotional devastierter, hohläugiger Mann mit Hang zum Amoklauf.

Wer ermittelt?

Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) gehören ja nicht gerade zu den nervenzerfetzenden Tandems des „Tatort“-Universums. Diesmal darf Flückiger aber einmal ein bisschen in Fahrt kommen, weil die Prinzen ihre diplomatische Immunität vorschützen und er nicht so ermitteln kann, wie er gerne möchte. Dafür ermittelt der jüngste im Team - Silvan (Mario Fuchs) - in ganz anderen Bereichen: Er baggert seine deutlich ältere Kollegin Corinna an (Fabienne Hadorn) - mit Erfolg! Ungewöhnlich viel Action also im Kommissariat Luzern.

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Wer hat die tollste Frisur?

Den Hairstyling-Preis der "Tatort"-Saison 2016 kann man schon jetzt an Tom (Flurin Giger) verleihen: Seine nach vorn gepustete Föhnwelle sieht aus, als hätte ein Vogel versucht, sich am Kopf von „Denver Clan“-Biest Alexis (Joan Collins) ein Nest mit Balkon zu errichten. Retro-Chic mit einem Hauch 80er-Jahre als freches Statement gegen das geschniegelte Umfeld. Sehr nett.

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