"Guten Morgen Österreich": Aufstehen mit Nostalgie und Mondkalender

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Die erste Ausgabe von "Guten Morgen Österreich" verlief am Dienstag technisch routiniert, inhaltlich wenig inspirierend. Das Wetter spielt die Hauptrolle, dramaturgischer Höhepunkt war die Anfahrt der Moderatoren mit dem Ski-Doo.

In Obertauern, in der Mitte Österreichs geht es also los mit dem Frühfernsehen des ORF. Noch im Dunkeln, bei milden fünf Grad Außentemperatur begrüßen Lukas Schweighofer und Eva Pölzl die Zuseher am Dienstagfrüh um 6.05 Uhr. Eine einmalige Situation, wie sie betonen, nur zum Auftakt sind die Moderatoren beide am Schirm zu sehen. Ab morgen moderiert entweder der eine oder die andere, unterstützt von ihrem jeweiligen Bundesländer-Sidekick.

Mit einem Ski-Doo fahren die Moderatoren heran - und das bleibt das dynamischste Element dieser Sendung. Mit dem Beitrag über Aufbau und Technik des mobilen "Guten Morgen"-Studios beginnt der Zuspielerreigen, danach folgt ein Kurzporträt über den Ort Obertauern und seine - bis heute - berühmtesten Gäste, die Beatles. Während Lukas Schweighofer mittlerweile mit Kollegin Nina Kraft ins 24 Grad warme mobile Studio gewechselt ist, hält Eva Pölzl draußen vor dem Studio die Stellung und bewirbt zwei Stunden 40 Minuten lang den Höhepunkt der Sendung, das gemeinsame Essen der eigens zubereiteten Riesen-Eierspeise. Später wird sie sich hörbar und mit häufigem Gebrauch des Wortes "toll" darüber freuen, dass der halbe Ort vorbei gekommen ist, um eine Eierspeise zu be- (und wohl eher ins Fernsehen zu) kommen.

Schon die erste Drei-Stunden-Sendung hat ein Thema des Tages: die soeben zu Ende gehende Skisaison. Das mag Touristiker und Hotel-Fachhochschüler interessieren, aber Otto Normal-Zuseher ist froh, dass er nun endlich Ski-Schuhe und Anorak wegpacken kann und der Frühling beginnt. Überhaupt fällt auf, wie sehr die Sendung in die Vergangenheit blickt. Gut, zu Ortsporträts gehört notgedrungen auch ein geschichtlicher Teil und die Rubrik "Kalenderblatt" steht schon an sich für Vergangenes. Diesmal erfahren wir, dass heute vor 25 Jahren die Lainzer "Mordschwestern" zu lebenslanger Haft verurteilt wurden und in einem seltsam unkonkreten, beiläufigen Satz, dass am 29. März 1945 "Entsetzen herrschte, als die russischen Truppen die Grenzen überschritten." Dass kurz darauf das "sogenannte tausendjährige Reich nach nur wenigen Jahren ein Ende" fand, hätte man vor allem für Nicht-Zeitzeugen konkreter sagen können. 

Bei Puls 4 sang Alabas Schwester

Dazwischen gibt es hanebüchene Tipps zum Senken der Cholesterin-Werte von Ex-Miss-Austria Christine Reiler und immer wieder Hinweise auf ORF-Sendungen und Werbung (weil die zwischen den Sendungsteilen erlaubt ist). Im 15-Minuten-Takt folgen abwechselnd Nachrichten mit einem sehr kurzen Wetter (halbe und volle Stunde) und eine sehr ausführliche Wetterrubrik (um 15 und 45 jeder Stunde), in der die zweifelsohne routiniert wirkende, junge Moderatorin Julia Zeidlhofer schon beim zweiten Mal an ihrem Text zum "Mondkalender" verzweifelt. Heute sollte man Fisch, Fleisch oder Hülsenfrüchte essen, weil "der Körper Eiweiß besonders gut aufnehmen kann". Mysteriös bleibt die Wetterkarte mit dem 15-Tage-Trend, die alle 30 Minuten wieder nur Eisenstadt anzeigt. Am Konkurrenzsender Puls4, der seit über elf Jahren eine Frühstückssendung hat, singt derweil David Alabas Schwester Rose May. Der Sender hat eigens zum Start des ORF-Frühfernsehens eine Spezialwoche mit besonderen Studiogästen geplant und startet ab sofort schon eine halbe Stunde früher, um 5:30 Uhr und wie bisher bis 10 Uhr.

Schon nach der ersten Sendung steht fest: Das Beste am ORF-Frühfernsehen ist und bleibt die Idee, jeden Tag aus einem anderen Ort Österreichs zu senden (morgen, Mittwoch geht es weiter in Werfen). Noch dazu ist das Konzept angeblich weltweit einzigartig. Das freut in erster Linie die so gefeaturten Gemeinden und Hotels, aber auch für die Zuseher ist mitunter spannender, was beim sich ständig verändernden Morgenlicht im Hintergrund passiert (am Dienstag in Obertauern war das ein ziemlich hektischer Morgen in einem Skiort, sprich: Pistenraupen und viele Kinder, die in Skimontur auf und abfuhren), als im kleinen mobilen Studio mit den sich wiederholenden Gästen und Experten.

Zum Schluss spielen sie "Rock Me Amadeus", Falcos Nummer-Eins-Hit im Jahr 1986. 

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