oe24.TV startet mit viel Lugner-Gezänk und noch mehr Werbung. Professionelles Fernsehen sieht anders aus.
Seit Montag ist es on air: Das neue oe24.TV, das „unabhängig von Parteien, der Regierung, vom ORF“ sein will. Fellners lassen sich die internationalen Berichte von CNN liefern – Schreckensbilder aus Aleppo inklusive. Den überwiegenden Rest des Programms macht die oe24-Redaktion aber in Eigenregie: Es ist ein Sammelsurium aus internem Pingpong (oe24-Moderator interviewt oe24-Redakteurin), Facebook-Videos, Zuspielungen von Live-Reportern und Beiträgen schwankender Qualität. Wenige Erklärstücke (Isabelle Daniel über den Lobbyisten-Job von Werner Faymann) treffen auf eine Fülle von Belanglosigkeiten – vom Pinguinküken bis zum unerträglichen Gezänk der Lugners.
Professionelles Fernsehen sieht anders aus: Ein Reporter vorverurteilte den Angeklagten im Grazer Amokfahrt-Prozess als möglichen „Irren“, der Kärnten-„Korrespondent“ las wie ein Schulbub einen schlechten Text über einen „Problembären“ vom Blatt. Letzteres hatte schon fast kabarettistische Züge.
Der erste Eindruck (vor dem Duell Glawischnig vs. Strache im Hauptabend)? Es ist, als würde ständig wahllos etwas vom Info-Wühltisch gezogen und chaotisch on air gebracht (Lugners kamen gefühlt alle fünf Minuten vor) – Hauptsache Content, in den man Werbespots verpacken kann, die einen hier geradezu erschlagen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)