Beim "Tatort" ist "Zahltag": Jürgen Maurer als furchteinflößender Bandenchef und ein Kommissar unter Verdacht sorgen für raues Klima in Dortmund.
Unsere Wertung für diesen "Tatort"
7 von 10 Punkten
Worum geht's in "Zahltag"?
Auf einer Kreuzung wird am hellichten Tag ein Motorradfahrer niedergefahren, dann schneidet man ihm den Rucksack vom Rücken - und erschießt ihn mit einer Kugel mitten ins Gesicht. Der Tote war Mitglied einer Rockergang, die zwielichtige Geschäfte mit Herren in Anzug und Krawatte macht - und deren Chef in einem noblen Haus lebt, das so gar nicht zum Rockerimage passt. Bald stellt sich die Frage: Welcher dieser tätowierten Krawallbrüder hat die Gang verraten? Raue Typen (mit und ohne Krawatte), brutaler Fall (man schaut direkt in eine Mündung).
Worum geht's noch?
Kommissar Peter Faber steht das Wasser bis zum Hals: Die Kollegen mögen ihn nicht (Daniel Kossik verabscheut ihn sogar) - wegen seiner mangelnden Empathie, seines losen Mundwerks und weil er ständig auf gefährliche Alleingänge geht. Nun muss er um seinen Job fürchten: Ein interner Ermittler stellt unbequeme Fragen zu einem alten Fall, bei dem ein Mann getötet wurde - durch Fabers Schuld?
Wer ermittelt?
Jörg Hartmann gibt das Großmaul Peter Faber. Der tut immer so, als könnte ihm nichts etwas anhaben, dabei ist er vor allem depressiv und allein (das Psychogramm seines Schreibtischs ist eindeutig: leer, nur ein kleiner Kaktus steht darauf). Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt), die ihren Beschützerinstinkt an Faber massiv ausleben kann/muss, reißt langsam der Geduldsfaden - und sie ist wie Nora Dalay (Aylin Tezel) sauer auf die Herren Kollegen: Nora findet, dass sich die zwei gebärden, "als wenn sich die ganze Welt nur um ihre Egos dreht" - "Tut sie ja auch", pflichtet Bönisch bei: "Wir sind nur die Babysitter." Dass Faber und der junge Daniel Kossik (Stefan Konarske) aneinandergeraten, können die Frauen trotzdem nicht verhindern. Daniel wäre jedenfalls nicht traurig, wenn Faber über das Dienstaufsichtsverfahren stolpern würde...
Was gefällt?
Es "fabert" wieder heftig. Aber der Kommissar ist nicht der einzige mit psychologischen Auffälligkeiten. Faber will es wirklich immer wissen - egal, ob in der Rockerbar (er hat nach wenigen Sekunden ein Messer am Hals) oder im Umgang mit dem Kollegen von der Dienstaufsicht: Milan Peschel spielt ihn herrlich verklemmt und zwanghaft und macht diesen dienstbeflissenen Mann zum schrulligen Pendant des Spinners Faber: "Und?", fragt der einmal provokant: "Heut schon 'nen Kollegen in die Tonne gekloppt oder bin ich der erste?" Nach so einer Begrüßung kann ja fast nichts mehr schief gehen...
Wie viel Österreich steckt drin?
Jürgen Maurer ist dabei. Und wie! Er überzeugt als furchteinflößender Chef der Rockerbande - mit Bart, Bluthund und ohne jede Gnade.
Wo hakt's?
Dass die aber auch immer so fest draufhauen müssen! Wenn man dem "Tatort" glaubt, dann ist Dortmund ein verdammt hartes Pflaster. Und es nervt, dass Faber das, was dieses Kommissariat ausmacht, praktisch im Alleingang stemmt. Ohne ihn wäre hier alles farblos - mit ihm ist es aber wiederum so psycho-grell, dass man fast die Krise kriegt.
Und was sagt Faber dazu?
Faber ist frustriert: "Wir Bullen sind ja sowieso nur noch die Pausen-Clowns."
Faber weiß, was den Unterschied zwischen ihm und dem internen Ermittler ausmacht: "Bei mir zu Hause sieht's aus wie Sau. Sie hingegen stecken sicher sogar die Zahnbürste in den Geschirrspüler."
Und Faber weiß, was passiert, wenn Rockerbanden aus Versehen auch Passanten erschießen (was diesmal der Fall ist): "Das sorgt für Schnappatmung bei den Gutmenschen."
Ein solcher ist Faber nicht. Der würde sogar seine eigene Großmutter verkaufen, "wenn ich eine hätte". Das haben wir uns fast gedacht! Denn Kinnhaken am Schluss, den hat er jedenfalls verdient.