"Tatort": Ein Avatar als bester Zeuge

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In "Echolot" stirbt eine Frau - und lebt als Computer-Zwilling weiter. Zu viel Science Fiction für das verschlafene "Tatort"-Kommissariat Bremen.

Unsere Wertung für diesen "Tatort"

6 von 10 Punkten

Worum geht's in "Echolot"?

Es geht um eine junge Frau, Vanessa Arnold, die bei einem Autounfall ums Leben kommt. Es gibt keine Bremsspuren - und bald stellt sich heraus, dass der Bordcomputer des Wagens dafür gesorgt hat, dass die Mitbegründerin eines Software-Unternehmens nicht mehr lenken und bremsen konnte. Nun stellt sich die Frage: Wer hat die Software des Autos manipuliert?

Worum geht's noch?

Ein kleines Grüppchen ehrgeiziger junger Leute arbeitet an einer hoch entwickelten Software. Vanessa selbst stand Modell für ihren Avatar "Nessa", der Dank der revolutionären Programmierung so lebensecht via Bildschirm, Tablet oder Telefon mit Menschen sprechen kann, dass sogar Vanessas Mutter gar nicht bemerkt, dass sie manchmal nicht mir ihrer Tochter, sondern nur mit ihrem Computer-Zwilling telefoniert.

Wer ermittelt?

Sabine Postel geht als Hauptkommissarin Inga Lürsen mit Riesenschritten auf das 20-Jahr-Jubiläum 2017 zu und wirkt schon ein bisschen amtsmüde. Sie hat eine ruhige, überlegte Art, hält sich meist im Hintergrund und isst Take-Away-Kebab mit der Gabel. Oliver Mommsen mangelt es als Kommissar Stedefreund derzeit am "spaßigen Humor", der in der Beschreibung seiner Figur steht. Für etwas Farbe im Kommissariat Bremen sorgt die hinzugezogene Computer-Spezialisin Linda Selb (cool: Luise Wolfram) - die ist blitzgescheit und auch eher wortkarg, aber immerhin bringt sie Stedefreund ein wenig aus dem Konzept. Das war's dann aber schon an zwischenmenschlicher Action im verschlafenen Bremen.

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Was gefällt?

Die Geschichte ist tollkühn und futuristisch - und man weiß nicht so genau, wo die Realität aufhört und wo die Science Fiction beginnt. Bis zuletzt gibt es mindestens drei Verdächtige, es bleibt also spannend. Die wunderbare Adina Vetter - Burgschauspielerin und eine der Zicken aus "Vorstadtweiber" - gibt dem Computer-Wesen "Nessa" mit aufgesetzter Empathie eine ebenso faszinierende wie unheimliche Note. Und noch eine Schauspielerin muss man erwähnen: Emilia Pieske stattet Vanessas Tochter Lilly mit trotzigem Mut und kindlicher Stärke aus - eine überzeugende Persönlichkeit.

Wo hakt's?

Die Geschichte ist so tollkühn und futuristisch - und je weiter sie gedeiht, desto unrealistischer wird sie. In Hollywood leben ganze Blockbuster von solchen Maschinen-denken-wie-Menschen-und-können-auch-gefährlich-werden-Plots. Avatar "Nessa" ist in dem Fall offenbar die einzige und beste Zeugin, denn der Computer hat alle Bewegungs-Daten, Stresspegel und Emotionen von Vanessa aufgezeichnet. Jeder spricht mit "Nessa" wie mit einer echten Person - sogar die Kommissarin: "Falls Ihnen noch was einfällt, dann melden sie sich doch bei mir". Allmählich wird die Sci-Fi-Sache dann aber so weit überdreht, dass man der Logik am Ende nicht mehr so recht folgen will.

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