TV-Biografie "Romy": Mythos bleibt Mythos

Jessica Schwarz als Romy Schneider
Jessica Schwarz als Romy Schneider(c) ORF (Hans-Joachim Pfeiffer)
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Das Leben der Romy Schneider in hochglänzenden Episoden: Sieht hübsch aus, ist gut gespielt und lässt trotzdem kalt. Am Mittwoch im ORF2-Hauptabend.

Diese traurigen Kinderaugen! Die Romy-Schneider-Filmbio beginnt wirklich ganz am Anfang. Bei einem unerträglich putzigen Romylein, das bei ihren Großeltern im Idyll unterm Obersalzberg lebt und Blümchen pflückt, weil sie ihre Eltern besucht. Die Wiesenblumen müssen aber daheim bleiben, denn Romy wird Mama und Papa nur auf der Leinwand sehen. So wie meistens.

„Steck deine Kindheit in die Tasche und renn davon, denn das ist alles, was du hast.“ Das hat Wolf Albach-Retty seiner Tochter tatsächlich geschrieben. Im Film der einseitigen Beziehung der beiden entsprechend – auf eine Autogrammkarte. Man grübelt, ob der Mann ihre Zukunft schon durchschaut hat. Oder ob der Vater von Romy Schneider einfach ein zutiefst zynischer Mann war. In dem Biopic wird Romy zu ihm sagen, dass sie den Satz nie verstanden habe. Albach-Retty (Karlheinz Hackl) gibt keine Antwort. Das ist gut so. Denn es gibt nicht auf alles eine Antwort in einem verkorksten Leben wie dem von Romy Schneider. Doch diese Einsicht hat der Film nicht immer.

Wenn der Papa da gewesen wäre...

Es ist vor allem das Verhältnis zum abwesenden, verherrlichten „Pappile“, das für viel herhalten muss in dieser Psychotherapie für den Hauptabend. Einmal sagt Romy: „Männer waren nicht wichtig für mich“ und die Kamera folgt ihrem Blick – auf das vergilbte Foto von Wolf Albach-Retty. Sehr subtil auch, danke. Gut, es wird ja selbst vor der beliebten Mentalschwäche-Metaphorik von im Wind flatternden Schals nicht zurückgeschreckt. Dafür wird ihre lebensbestimmende Liebe zu Alain Delon (blass: Guillaume Delorme) schnell abgehandelt. Und das in schlimmer „Eine Liebe in Paris“-Klischeeoptik, inklusive Pantomime im Ringelpulli.

Regisseur TorstenC. Fischer entschied sich für die risikoarme episodenhafte Aufzählung der bekannten Stationen eines Legendenlebens. Vom „Sissi“-Zuckerguss über französische Filmerfolge bis zu den Ehen (stark: Thomas Kretschmann als Harry Meyen), Selbstmordversuchen, der Tablettensucht, dem Tod des Sohnes – alles da. Das Drehbuch bedient sich am üppigen Zitatereservoir Schneiders und trifft ihren Ton ganz gut. Doch Sätze wie „Der Gedanke, nur noch eine Legende zu sein, ist unerträglich“ in allen Variationen langweilen schließlich. Und entmenschlichen die Person hinter dem Mythos erst recht. Maresa Hörbiger als Mutter Magda sieht man übrigens die Spielfreude an, sich ihrer eigenen Schauspielermutter auf diese Weise zu nähern. Außerdem hat sie den besten Gag, als sie nämlich zu Romy im Spital ganz stolz sagt: „Im Zimmer nebenan ist der Onassis gestorben!“

Diese Romy bleibt gesund

Immer wieder wechselt der Film in körnige Super-8-Bilder. Das und die schön authentische Ausstattung verleihen Hochglanz, der sich auch in den typischen Posen der Jessica Schwarz als Romy spiegelt.

Es ist eine undankbare Rolle, die die deutsche Schauspielerin da angenommen hat. Sie hat in einem Interview gesagt, sie habe von Schneider gelernt, dass es ungesund sei, sich von ihren Rollen so vereinnahmen zu lassen. Vielleicht ist das der Grund, dass Schwarz' „Romy“ bei aller darstellerischen Kraft doch irgendwie kaltlässt. Was bei Romy Schneider wiederum nie der Fall war.

TV-SCHWERPUNKT

„Romy“, heute, 20.15 Uhr, ORF2. Anschließend, 22.05 Uhr, zeigt ORF2 die Doku „Die letzten Tage einer Legende“. Am 15.11. folgt die Doku „Romy Schneider – eine Frau in drei Noten“ (23.05 Uhr). Am 16.11. zeigt ORF2 „Swimming Pool“ (0.00 Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2009)

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