Der „Talib“ der ARD zieht weiter

(c) Dapd (Michael Gottschalk)
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Thomas Gottschalk nimmt das Ende seiner Talkshow, wie es sich für einen Mann seines Formats gehört: mit Humor.

Das Mundwerk funktioniert prächtig. Kein Grund also, sich um Thomas Gottschalk ernsthaft Sorgen zu machen – auch wenn ihn die ARD nach nur wenigen Monaten aus ihrem Vorabendprogramm kickt. Am 7.Juni läuft die letzte Ausgabe von „Gottschalk live“. Das Experiment, einen täglich aktuellen Talk in der sogenannten „Todeszone“ im Vorabend zu etablieren, ist gescheitert: Die Quote fiel von 14,5 auf etwa fünf Prozent. Das war der ARD letztlich zu wenig, auch wenn sie mit Schuld am schlechten Abschneiden trägt.

Von Anfang an wirkte das Format so konzeptlos wie der Moderator, der manchen seiner Gäste beim falschen Namen nannte oder vergeblich in den Stichwortkärtchen wühlte, wenn er nicht weiterwusste. Das einzige Konzept der Sendung war: Gottschalk. Er plauderte boulevardesk über Themen, die einen nicht interessieren müssen, mit Studiogästen, die wenig sagen durften, bevor sie an ihren nächsten Auftritt, die neue Platte oder was sonst zu bewerben war erinnert wurden. Das bisserl von allem hinterließ oft das Gefühl von Beliebigkeit: Hauptsache, es wird geredet.


Am Mittwoch wusste Gottschalk in seiner „kleinen Show“, wie er kokett sagte, schon Bescheid. Mit Bewunderung blickte er Richtung Champions League, die mit nur einem Spiel (Bayern Real) so viele Zuschauer hat „wie ich in zwei Wochen“. Er zeigte sich in der Diskussion um Frauen im Berufsleben als Vorzeigemann: „Ich gehe mit gutem Beispiel voran und gebe meinen Job frei.“ Das ist leicht gesagt, während die ARD schon über die künftige Zusammenarbeit grübelt. „Bis zum 6.Juni mache ich Taliban-Fernsehen“, drohte der Marathon-Moderator dann seinem Arbeitgeber an. Wort-Granaten? Verbal-Kriege? Promi-Scharmützel? Aber wo! „Heute sehen Sie mich zum letzten Mal mit Fliege – morgen schon ohne Krawatte.“ Gottschalk bleibt also bei seinem Erfolgsrezept: Nur bellen, nicht beißen!

E-Mails an: isabella.wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2012)

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