Art Carnuntum: "Hamlet" im Amphitheater ist ein Hit

Carnuntum Hamlet Amphitheater
Carnuntum Hamlet Amphitheater(c) AP (STEFAN ROUSSEAU)
  • Drucken

Londons Globe Theatre gelingt mit seiner Tour-Version der Tragödie von William Shakespeare mitreißendes Schauspiel. Ein Triumph britischer Traditionen.

Diesen „Hamlet“ lässt man ungern weiterziehen. Nur für ein Wochenende war das Globe Theatre aus London mit Shakespeares großer Rachetragödie bei Art Carnuntum zu Gast. Es bot die leicht adaptierte Inszenierung von Direktor Dominic Dromgoole und Bill Buckhurst in frischer Besetzung, diesmal nicht wie 2011 auf Schloss Hof, sondern im besonderen Ambiente – jenem Rund, wo einst das Amphitheater Carnuntums stand.

Das Globe tritt auf Tour nicht in voller Besetzung auf wie daheim in der Hauptstadt, wo südlich der Themse seit 15 Jahren ein neuer Nachbau dieses elisabethanischen Theaters bespielt wird, sondern mit einer kleinen fahrenden Truppe, so wie es bei Shakespeare und seinen Zeitgenossen üblich war: Eine winzige Bretter-Bühne, wenige Requisiten, acht Schauspieler, die meisten in Mehrfachrollen, jeder legt Hand an beim Umbau. So turbulent, lustvoll und direkt dürften die Vorstellungen auch damals gewesen sein. Voll Engagement und in selbstsicherer Art wird die Tradition gepflegt, lärmend, lustig, sportlich und hochmusikalisch, immer voll Respekt vor dem Text.

Mit Michael Benz ist die Titelrolle bestens besetzt. In jugendlicher Frische bewältigt er diesen rhetorischen Kraftakt mit Bravour. Eindringlich sind seine Monologe, er weiß auch zu nuancieren bei all diesen Rollenspielen des Prinzen. Benz hat starke Präsenz. So ein „Hamlet“ ist auch körperlich anstrengend. Fast drei Stunden wirbeln die Darsteller über die Bretter, wandlungsfähig bis zum Schluss. Man staunt über eine sensible und doch starke Ophelia, die im Wahn ertrinkt, ihren Bruder Laertes, der brav, dumm, böse ist, weil er stets heldenhaft sein muss, und ein Königspaar, das von falscher Würde in elende Verzweiflung fällt. Diese flotte Vorstellung ist ein Hit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.