Aderlass für die Tanzstadt Berlin: Malakhov und Sasha Waltz gehen

(c) AP (JAN BAUER)
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Choreografin Waltz kehrt Deutschlands Hauptstadt im Zorn den Rücken. Auch Malakhov ist verärgert. Ihm folgt Nacho Duato.

Vladimir Malakhov ist abergläubisch: Was er konkret im Schilde führt, wird noch nicht verraten, um die Pläne nicht zu gefährden. Fest steht, dass er seinen Vertrag als Intendant des Staatsballetts Berlin nicht über die Spielzeit 2013/14 hinaus verlängern will. Seit 2004 war der russisch-österreichische Tänzer und Choreograf Intendant der damals neu gegründeten Kompanie, er formierte aus einst drei Ensembles ein gemeinsames. Laut Medienberichten wirft Malakhov dem Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz vor, er habe ihn bei den Gesprächen über seine Vertragsverlängerung hingehalten.

Heute will Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nun verkünden, wer das Berliner Staatsballett künftig leiten soll – er ist offenbar weniger abergläubisch als Malakhov, denn der Name des neuen Intendanten ist schon durchgesickert: Es soll sich um den spanischen Choreografen Nacho Duato handeln, der derzeit das Ballett des Mikhailowsky-Theaters in St.Petersburg leitet. Duato, der u.a. bei Maurice Béjart in Brüssel sowie beim Amerikaner Alvin Ailey in New York studierte, war beim Cullberg-Ballett in Stockholm sowie beim Nederlands Dans Theater in Den Haag und stand auch lange Jahre an der Spitze der Nationalen Tanzkompanie in Madrid.

Keinen Ersatz wird man in Berlin für Sasha Waltz finden, als international erfolgreiche zeitgenössische Choreografin eine Ausnahmeerscheinung. Sie ist erzürnt, weil es in Berlin ihrer Meinung nach zu geringe Fördermittel für ihr Ensemble gibt: 1,85 Millionen Euro jährlich kommen aus dem Stadtbudget, mehr als die Hälfte des Etats (insgesamt vier Millionen jährlich) muss die Kompanie selbst erwirtschaften. Schmitz sieht keinen Spielraum für mehr Förderungen. Waltz fordert Berlin auf, mehr Augenmerk auf modernen Tanz zu legen – und wird, zum hundertsten Jahrestag der Uraufführung, im Mai Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ in Paris choreografieren. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2013)

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