Polen: Theaterchefin verliert nach Papst-Beleidigung den Job

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Ewa Wojciak, Direktorin des städtischen Theaters des achten Tages in Poznan, soll wegen eines Facebook-Eintrags entlassen werden.

Warschau/Apa. 200 Künstler, Journalisten und Wissenschaftler haben die Direktorin des städtischen Theaters des achten Tages in Poznan, Ewa Wojciak, verteidigt, die wegen eines kritischen Facebook-Eintrags über Papst Franziskus entlassen werden soll. „Das ist Ausdruck eines totalitären Denkens und eine unberechtigte Einmischung in die Privatsphäre“, heißt es in einem offenen Brief vom Montag, den unter anderem der Dichter Stanislaw Baranczak, der Maler Honza Zamojski und der Philosophieprofessor Jan Hartman unterzeichnet haben.

Ewa Wojciak hat das neue Kirchenoberhaupt nach der Papstwahl auf ihrer Facebook-Seite mit einem groben Schimpfwort tituliert und ihm vorgeworfen, er habe „linksgerichtete Pfarrer bei den Militärs verraten“. Der Stadtrat empfahl daraufhin dem Bürgermeister, Ryszard Grobelny, die Direktorin zu entlassen. Für den Beschluss stimmten alle Abgeordneten der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit(PiS), der Partei des Bürgermeisters PRO sowie ein Teil der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO).

Die Angegriffene kündigte rechtliche Schritte an, falls ihr „wegen einer Privatmeinung“ gekündigt werde. Ihr sei darüber hinaus nicht bewusst gewesen, dass ihr Facebook-Eintrag von allen Nutzern des Internetdienstes gelesen werden konnte. Er sei nur für ihre Bekannten bestimmt gewesen. Die Abgeordneten, die ihre Entlassung fordern, bezeichnete sie in einem Radiointerview als „Banditen“, was ihr eine Strafanzeige wegen Beleidigung von öffentlichen Amtsträgern einbrachte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2013)

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