Bayreuth schmiedet einen neuen "Ring"

Bayreuth schmiedet einen neuen
Bayreuth schmiedet einen neuen "Ring" Reuters
  • Drucken

Die Festspiele eröffnen ihr Jubiläumsjahr am 25. Juli mit dem "fliegenden Holländer". Tags darauf folgt Frank Castorfs Interpretation der Tetralogie.

Bereits seit Jahresbeginn wird Jubilar Richard Wagner allerorten gefeiert. Kaum ein Opernhaus, das sich nicht mit einer Neuinszenierung am Feierreigen beteiligte, die Wiener Staatsoper etwa mit einer Neufassung von "Tristan und Isolde". Auch eine Vielzahl von Büchern, Ausstellungen und theatralen Ereignisse wie zuletzt Paulus Mankers "Wagnerdämmerung" widmeten sich im Jahr des 200. Geburtstags dem Komponisten. Mit den Bayreuther Festspielen samt neuer Inszenierung des "Rings" durch Frank Castorf folgt in der kommenden Woche nun der Höhepunkt der Feierlichkeiten.

Dabei war der Berliner Stückeberserker und langjährige Intendant der Volksbühne quasi zweite Wahl, um das große Mythenspektakel am Grünen Hügel in neues Gewand zu kleiden. So waren die Verhandlungen mit Filmregisseur Wim Wenders schon weit gediehen, bevor dann doch die Absage kam. So wurde Castorf Ende 2011 von den beiden Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier aus dem Hut gezaubert.

Zwar hat der Theatermacher im Opernbereich noch nicht allzu viel Erfahrung, mit langen Stücken kennt sich der 61-Jährige jedoch aus. Schließlich müssen sich die Zuschauer seiner Arbeiten oftmals auf fünf Stunden plus einstellen - mithin ideale Voraussetzungen für den "Ring des Nibelungen". Mit seiner unkonventionellen Art, den Textkorpus seiner Ausgangsarbeiten collagenartig zu sprengen, wird es in Bayreuth allerdings schwer, ist die Veränderung der Partitur am Grünen Hügel doch tabu. Bereits von Anfang an stand indes der Chef am Pult fest: Die musikalische Leitung hat Kirill Petrenko inne, der neue Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München.

Kein Einblick ins Geschehen

Aber sowohl der Chef im Graben als auch der Herrscher über die Bühne zeigen sich im Vorfeld bedeckt bezüglich ihrer Inszenierung. Keine Interviews, kein Einblick ins Geschehen. Einzig, dass er den "Ring" im Kampf um Erdöl, dem heutigen Gold, verortet sehe, hatte Castorf vor Monaten verraten. Die Leiterinnen scheinen mit ihrer Wahl jedenfalls zufrieden. "Das, was man bislang sehen kann, ist beeindruckend", so Katharina Wagner jüngst in Berlin. Sie habe nicht das Gefühl, dass Castorf Dinge tue, nur um zu provozieren.

Allerdings bestehen die Festspiele natürlich auch im Jubiläumsjahr nicht nur aus dem "Ring". Die offizielle Eröffnung am 25. Juli besorgt Jan Philipp Glogers als brav kritisierte Inszenierung des "Fliegenden Holländers" aus dem Vorjahr, wobei hier der mittlerweile unumstrittene Star des Grünen Hügels, Christian Thielemann, am Pult steht. Im August steht dann Sebastian Baumgartens "Tannhäuser"-Deutung aus 2011 am Spielplan. Die Idee, das Geschehen in eine Biogasanlage zu verlegen, war damals auf heftigen Widerspruch beim Publikum gestoßen. Und schließlich ist noch Hans Neuenfels beinahe schon zum Klassiker avancierte Deutung des "Lohengrin" mit menschlichen Ratten, die auf einer laborähnlichen Bühne um Lohengrin und Elsa herumschwänzeln, zu sehen, die seit 2010 in Bayreuth gegeben wird. Die große Aufmerksamkeit wird aber zweifelsohne Frank Castorf haben - mit oder ohne Ratten.

www.bayreuther-festspiele.de

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.