Theater an der Wien: Beethoven zum Wagner-Jahr

Theater Wien Beethoven WagnerJahr
Theater Wien Beethoven WagnerJahr(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
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Klaus-Maria Brandauer las "Eine Pilgerfahrt zu Beethoven", Lars Vogt beleuchtete dazu dessen pianistisches Spätwerk.

Das Wagner-Jahr ist endlich im Theater an der Wien angekommen. Und deshalb wurde zur Saisoneröffnung am Mittwoch Musik von Ludwig van Beethoven gegeben.

Nur scheinbar ein Widerspruch, denn freilich gab es auch Wagner, allerdings nicht als Komponist, sondern als Schriftsteller, und zwar – nicht unbedingt das erste Attribut, das man mit dem Wagalaweia-Autor assoziieren würde – als Schriftsteller von zupackendem Humor. „Eine Pilgerfahrt zu Beethoven“ hieß die von Klaus-Maria Brandauer mit souveränem Witz vorgetragene Erzählung. Brandauer hetzte sich durchs Präludium, ein Gebet an „Noth und Sorge, Schutzgöttin des deutschen Musikers“. Orientierte sich der Lesende da etwa an den berüchtigten Beethoven'schen Metronomangaben? Das Erzählprestissimo klärte sich aber sogleich auf: Es handelte sich bloß um die sein Tagwerk präludierende Litanei des Icherzählers, das Tempo war künstlerisch nicht anders vertretbar.

Mit gerade noch zuträglicher Härte

Den Reiz dieser Figur, R. aus L. genannt, macht es aus, dass sie unzweifelhaft Züge Wagners trägt (seine nie nachlassende Beethoven-Begeisterung, seine langen Jahre brotlosen Künstlerdaseins), gleichzeitig aber nicht autobiografisch sein kann (Wagner: *1813, Beethoven †1827, das geht sich irgendwie nicht aus). Von feiner Selbstironie ist der Umstand, dass Wagner den Text nach dem Motto „Ich war jung und brauchte das Geld“ schrieb – sein Icherzähler wiederum Galopps komponieren musste, um nach Wien zu Beethoven reisen zu können.

Vogt wiederum unternahm eine Reise zu dessen Spätwerk. Eine stimmige Wahl, die Bagatellen OP 126 weisen in ihrer Originalität ebenso weit in die Zukunft wie der wagemutige Wurf der letzten Klaviersonate c-Moll. Vogts Beethoven kann man am ehesten mit dem Wort „modern“ beschreiben. Mit gerade noch zuträglicher Härte meißelt er das Sonaten-Allegro in den Flügel. Derart unerbittlich und konsequent hat man das lang nicht gehört. hd

Die erste richtige Produktion der Saison ist Strawinskys „The Rake's Progress“, Vorstellungen am 16., 19., 21., 24. , 26.9.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2013)

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