Volkstheater: Wird Manker Direktor? Es gibt noch andere

Wird Paulus Manker Direktor
Wird Paulus Manker Direktor(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Das Volkstheater schlägt sich tapfer, ist aber eine ewige Baustelle. Ab 2015 gibt es eine neue Leitung. Wer wird gehandelt, wer käme infrage?

Ich bin eine kleine Frau, ich brauche ein großes Theater“, rief einst Emmy Werner, die am vergangenen Freitag (13. 9.) ihren 75. Geburtstag feierte. 17 Jahre stemmte sie das Volkstheater. In die jetzige Nachfolgediskussion werde sie sich nicht einmischen, ließ sie ausrichten.

Als Werner 2005 in den Ruhestand trat, war Andrea Eckert, die viele Hauptrollen in Werners Ära gespielt hatte, als neue VT-Chefin mehr oder minder fix. Stattdessen wurde Michael Schottenberg inthronisiert, Schauspieler, Regisseur, vor allem durch originelle Szene-Aufführungen bekannt. Die Anfangsschwierigkeiten waren beträchtlich. Inzwischen hat das Volkstheater mit einer Mischung aus Boulevard und Gesellschaftskritik Tritt gefasst. Doch Schottenberg macht nach zehn Jahren 2015 Schluss. Er blieb immer mit einem Fuß in der Boheme. Die Streitlust und Energie seines Josefstädter Kollegen, Herbert Föttinger, der z. B. die Kammerspiele-Renovierung durchsetzte, scheint ihm fremd zu sein.

Am 4. Oktober endet nun die Bewerbungsfrist für das Volkstheater (VT). Es ist die schwierigste Bühne Wiens: groß, zu groß, unterdotiert und ohne klares Profil. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny peilt eine Entscheidung noch im Oktober an. Das klingt nach Eile, vielleicht ist die Entscheidung schon gefallen? Ändern wird sich, so ist zu befürchten, wenig, weder wird das Haus verkleinert noch das Budget nennenswert erhöht. Also bleibt nur die Hoffnung, die Auslastung zu steigern, die mit 70 bis 80 Prozent nicht berauschend ist.

Hier könnte Paulus Manker ins Spiel kommen. Nicht, weil sein Vater Gustav Volkstheater-Chef war – Nepotismus werden jetzt manche rufen. Nein. Paulus Manker hat in vielen Bereichen künstlerische Erfahrung. In Claus Peymanns „Clavigo“-Inszenierung spielte er an der Seite von Ulrich Mühe den Carlos, er inszenierte „Liliom“ (mit Karlheinz Hackl) im Burgtheater und war in Aufführungen Peter Zadeks zu sehen. Mankers größter Erfolg war die „Alma“, die jahrelang gelaufen ist. Puristen rümpften die Nase, doch das Publikum strömte herbei – und zwar genau die Leute, die das Volkstheater braucht: das Volk, dem die Burg zu hochgestochen und die Josefstadt zu „bürgerlich“ ist. 2010 erhielt Manker den „Nestroy“-Publikumspreis. Er hat auch beachtliche Filme gedreht: „Der Kopf des Mohren“ mit Gert Voss; in Michael Glawoggers „Slumming“ spielte er mit August Diehl, Michael Ostrowski.

Allerdings hat Manker, mittlerweile 55, noch kein Theater geleitet und gilt als menschlich extrem schwierig. Mit Mailath lieferte er sich manches Gefecht. Ob der Stadtrat die Berufung trotzdem riskiert? Niemals, sagen manche. Auch andere Persönlichkeiten kämen infrage.

Elisabeth Schweeger, künstlerisch innovativ, war Schauspielchefin in Frankfurt. Die kompetente Volkstheater-Dramaturgin Susanne Abrederis wechselt 2014/15 als Intendantin ans Wuppertaler Schauspiel, das unter starkem Spardruck steht. Ob es in Wien nicht angenehmer ist? Kommt Andrea Eckert erneut ins Spiel? Anna Bergmann, eine resolute, junge Dame, die im Akademietheater Ibsens „Die Frau vom Meer“ herausbrachte, hätte vielleicht die Schneid fürs Volkstheater. Mit großem Ideenreichtum und wenig Geld führt Veronica Kaup-Hasler seit 2006 den „Steirischen Herbst“.

Wird jemand aus Deutschland geholt? Andreas Beck ist als Schauspielhaus-Chef ein Trendsetter. Dass Martin Kušej vom Münchner Residenztheater ans Volkstheater wechselt? Wohl kaum. Thomas Gratzer? Das Profil des Rabenhofs ist ähnlich wie jenes des VT, aber will er den Rabenhof aufgeben, ist das VT mit intelligentem Trash zu füllen? Thomas Birkmeir? Der Regisseur leitet seit 2002 das Theater der Jugend. Um erneut Emmy Werner zu zitieren: „Ein Theater ist schnell leer gespielt.“ Geht die Direktionsentscheidung daneben, ist das VT in ernster Gefahr.

E-Mails an: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2013)

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