Salzburg: Positive Bilanz, aber Reserven aufgebraucht

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Festspiel-Intendanten Alexander Pereira hinterlässt seinen Nachfolgern heikle Aufgaben.

Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, gibt Entwarnung: Anders als zuletzt befürchtet fällt die Jahresbilanz positiv aus. Zumindest sei „mit einer schwarzen Null“ zu rechnen. In den vergangenen Wochen war wiederholt vor einem Defizit gewarnt worden. Die erfreuliche Nachricht wird von der Präsidentin unter Hinweis auf den zurückgetretenen Festspiel-Intendanten Alexander Pereira mit einem Wermutstropfen gewürzt: „Tatsache ist aber, dass unter Pereira vier Millionen Euro an Rücklagen aufgebraucht wurden.“

Diese Nachricht überrascht die Beobachter der Festspielszene nicht. Pereira hat vor der Bekanntgabe seines Abgangs nach Mailand – wo er 2015 die Geschäfte des künstlerischen Leiters des Teatro alla Scala übernehmen wird – in heftigen Wortgefechten anlässlich der Kuratoriumssitzungen in Salzburg die Unhaltbarkeit des vorgegebenen Budgetrahmens immer wieder betont.

Im vergangenen Herbst war dies auch Thema anlässlich der Pressekonferenz zur Programmpräsentation für das kommende Jahr: Die österreichische Kulturpolitik, so Pereira, könne sich nicht auf Dauer hinter Deckelungen und zu geringen Zuwendungen verbarrikadieren. Ein luxuriöser Betrieb, wie ihn die Gäste im August in Salzburg erwarten, sei nur mit höheren Subventionen aufrechtzuerhalten. Wie die künftige Führung auf die offenkundige Finanzmisere reagieren wird, bleibt abzuwarten.

Über die Auflösung der Rücklagen wusste das Kuratorium der Festspiele im Übrigen Bescheid. Im Mai des Vorjahres wurde Pereira deshalb aufgetragen, bei der Planung für den Sommer 2014 zu berücksichtigen, dass zwei Millionen Euro wieder anzusparen seien. Auf der turbulenten Sitzung am 22. Mai einigte man sich auf einen Kompromiss: Alexander Pereira strich die geplante Händel-Produktion „Jephta“ und die konzertanten Aufführungen von Richard Strauss' „Capriccio“ mit Renée Fleming aus dem Programmvorschlag für 2014.

Ab kommendem Sommer übernimmt der bisherige Schauspiel-Chef der Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, interimistisch die künstlerische Führung. Der jüngst gekürte Nachfolger Alexander Pereiras, Markus Hinterhäuser, ist für drei Jahre als Intendant an die Wiener Festwochen gebunden. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

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