In einer spontan einberufenen Vollversammlung erläuterten Matthias Hartmann und Thomas Königstorfer die wirtschaftliche Situation des Hauses und skizzierten ein Konzept für die Zukunft.
„Angesichts der angespannten Situation im und rund um das Burgtheater“ luden Direktor Matthias Hartmann und der kaufmännische Direktor, Thomas Königstorfer, am Donnerstag die Mitarbeiter zu einer spontan anberaumten Vollversammlung ein, „um über den aktuellen Status der Dinge und besonders die finanzielle Situation des Hauses zu informieren“. Die Causa Stantejsky war kein Thema. Die beiden Geschäftsführer seien ihnen eine Stunde lang mit Offenheit begegnet, sagt ein Teilnehmer. Von der letzten Versammlung am 3.1., in der Hartmann das Ensemble über die Entlassung seiner Vizedirektorin informierte, wurde anderes berichtet.
Überschattet war die Zusammenkunft allerdings auch, und zwar von der Nachricht, dass mehrere Kollegen die Burg verlassen müssten. Die Schauspieler Michael König und Peter Wolfsberger gehen in Pension. Der Fotograf Georg Soulek, er ist der Lebensgefährte von Silvia Stantejsky, ebenfalls. Die Jahresverträge von Therese Affolter, Corinna Kirchhoff, Liliane Amuat, Udo Samel und Michael Masula werden nicht verlängert. Das Wiener Publikum wird sie also nach dieser Saison so bald nicht mehr auf der Burg-Bühne sehen können. Hartmann selbst zeigte sich betroffen, dass dieser Schritt notwendig ist. Er versicherte, dass er alles daransetzen werde, diese Schauspieler so bald wie möglich an das Haus zurückzuholen. „Hartmann hat sich entschieden, den weiteren Weg nicht mehr durch fortschreitenden Abbau des künstlerischen Personals zu gehen“, sagt Pressesprecherin Konstanze Schäfer. Das führe nur zu einer Abwärtsspirale und stehe der Stärke und dem Auftrag dieses Theaters entgegen, so Hartmann. Worte, die alle Anwesenden beruhigt haben sollen, sagt ein Ensemblemitglied: „Jeder hier zittert zurzeit um seinen Platz.“ Wo man doch zu sparen plant, teilte Königstorfer mit, nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, wie sehr sich die wirtschaftliche Situation in den vergangenen 14 Jahren verschärft hätte. Das Theater habe heute de facto um 13 Millionen Euro weniger an Subventionen zur Verfügung als 1999, im Jahr der Ausgliederung. „Wir bekommen also um 20 Prozent weniger an öffentlichen Mitteln als damals“, betont Hartmann. Tarifliche Lohnerhöhungen und Sachkostensteigerungen hätten Bachler und er einfach einsparen müssen.
Eine Produktion wird gestrichen
Doch der Gürtel wird noch enger geschnallt. Sowohl im künstlerischen als auch im technischen Bereich will man künftig so weit wie irgend möglich auf Gäste oder Mitarbeiter von außen verzichten. Das heißt Produktionen, in denen etwa Martin Wuttke, Sunnyi Melles, Joachim Bißmeier oder Cornelius Obonya spielen, dürfte es demzufolge in der nächsten Saison nicht mehr geben.
Zusätzlich wollen die Geschäftsführer durch den Kartenverkauf und Gelder von Sponsoren die Einnahmen steigern. Und um das Strukturdefizit in der kommenden Saison einmalig auszugleichen, wird eine Produktion eingespart. Mehr jedoch nicht, sagt Hartmann: „Das kann nicht der Weg sein. Die Substanz des Theaters kann nicht weiter verletzt werden.“
Vielmehr müsse der Kulturauftrag aufseiten der Subventionsgeber neu diskutiert werden. Ein neuerlicher Appell an Kulturminister Josef Ostermayer. In ihn setzt Hartmann große Hoffnungen, wie er auch gegenüber der „Presse“ neulich betont hat. „Er ist ein Mensch, der nicht wegschaut, sondern die Probleme lösen will.“
Wie groß diese tatsächlich sind, wird sich bald weisen. Die Wirtschaftsprüfer sind nur noch diese Woche im Haus. Nächste Woche soll es neuerlich einen Bericht geben, und im April liegt der Jahresabschluss 2014 vor.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2014)