Bergmann: „Muss das sein?“

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Der Architekt Luigi Blau, der Ehemann von Karin Bergmann, erhielt von der Direktion Klaus Bachler zahlreiche Aufträge.

Am Mittwoch wurde die künstlerische Leitung des Burgtheaters neu ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist läuft bis 16.Juni. Mit der interimistischen Leitung des Hauses wurde nach der fristlosen Entlassung von Matthias Hartmann Karin Bergmann betraut. Von Beginn an war jedoch klar, dass sie diese Aufgabe – vorerst jedenfalls – nur bis 30.August 2016 zu erfüllen hat und es eine Neuausschreibung geben muss. „Spätestens zum 1.September 2016 soll diese Position neu besetzt werden“, sagte der Sprecher von Kulturminister Josef Ostermayer, schließt aber damit keineswegs aus, dass Bergmann auch die alte neue Direktorin werden könne.

Laut der Ausschreibung sind nämlich Bewerbungen von Frauen „besonders erwünscht“. Doch derzeit ist noch völlig offen, ob Bergmann sich überhaupt dafür interessiert, weitere fünf Jahre an der Spitze des krisengeschüttelten Hauses zu stehen. Der Job ist derzeit kein Honiglecken. Neben der schwierigen Aufgabe, wieder Ruhe ins aufgebrachte Ensemble zu bringen, muss sie eine Besetzung für die Salzburger-Festspiele-Kooperation „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus finden, einen attraktiven Spielplan für die nächste Saison auf die Beine stellen und nebenbei noch Kosten einsparen.

Beschäftigen muss sie sich nolens volens jedoch auch mit ihrer eigenen Vergangenheit. Nachdem sie während des letzten Jahres der Ära Bachler monatlich einen Betrag von 2700 Euro netto von ihm auf ihr Konto überwiesen bekam, wollten dann doch viele wissen, wofür sie als seine Stellvertreterin das Geld eigentlich bekommen hat. Die nächste Frage, ob sie die Summe von über 32.000 Euro hätte versteuern müssen, wird nun der Fiskus zu klären haben. Ein Gutachten – Bergmanns eigener Anwälte wohlgemerkt – entlastet sie.

„Karin wollte das nicht“

Noch scheint aber nicht alles restlos aufgearbeitet zu sein. Doch Bergmann will, das sagt sie selbst, nichts unaufgeklärt lassen, was aufgeklärt gehört.

Auf Anfrage der „Presse“, ob der bekannte Architekt Luigi Blau, langjähriger Lebensgefährte und seit 2007 Ehemann von Bergmann, vom Burgtheater in der Vergangenheit Aufträge erhalten hat, schickt die Pressereferentin prompt eine Aufstellung, aus der Folgendes hervorgeht: In den Jahren 1999 bis 2009 erhielt Blau insgesamt sieben Aufträge von der Direktion des Burgtheaters, also Klaus Bachler und Thomas Drozda (Anm.: Drozda verließ die Burg mit Juli 2008 und ging zu den VBW).

Gestaltet hat Blau etwa die Innenausstattung des Restaurants Vestibül, die Buchhandlung und die Kassentische im Haupteingang des Burgtheaters, den Wittmann-Salon im Foyer, die Vinothek des Pausenfoyers und die Portierloge des Burgtheaters.

Bachler wäre von Blaus Arbeiten in der Stadt Wien, allen voran den Foyers und den Barbereichen des Theaters Ronacher, begeistert gewesen und wünschte sich dezidiert diese architektonische Ästhetik für das Theater, heißt es aus der Burg. „Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern“, sagt Klaus Bachler zur „Presse“. „Ich weiß, ich fand, dass Luigi Blau für diese kleinen Adaptionen das beste G'spür und hohe Reputation hatte. Es ging ja nicht um große Umbauten, sondern eher um Kosmetisches.“ Bergmann selbst, so Bachler, sei von seinem Wunsch nicht begeistert gewesen: „Karin sagte immer: ,Muss das sein?‘“ Sie sei sogar „ein vehementer Gegner dieser Aufträge gewesen“, sagt die Pressesprecherin Konstanze Schäfer.

Doch verhindern konnte die damalige Bachler-Stellvertreterin die Vergabe an ihren Mann offensichtlich nicht. Nachdem sich laut Info der Burg die einzelnen Auftragsvolumina zwischen 460 Euro und 19.000 Euro bewegt haben sollen, sei eine öffentliche Ausschreibung gesetzlich nicht erforderlich gewesen. Auf die Wirtschaftlichkeit hatte und hat die Geschäftsführung freilich immer zu achten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2014)

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