Will sich Claus Peymann für das Burgtheater bewerben?

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Eine Findungskommission soll dabei helfen, den neuen Burgtheater-Direktor zu finden. Wer die Mitglieder sind, wird Josef Ostermayer erst Ende der kommenden Woche bekannt geben.

Vergangenen Donnerstag wurde die künstlerische Leitung des Burgtheaters ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis Mitte Juni möglich. Beim Suchen und Finden des neuen Burgtheater-Direktors bzw. der neuen Burgtheater-Direktorin – Bewerbungen von Frauen sind besonders erwünscht – soll eine Findungskommission eine gewichtige Rolle spielen. Die Aufgabe der Mitglieder wird es zuerst einmal sein, in den nächsten Wochen mögliche Kandidaten aktiv anzusprechen und sie zur Bewerbung zu ermutigen. Wenn alle Aspiranten bekannt sind, geht es an den heikleren Teil der Arbeit. Mit jedem von ihnen muss die Kommission Gespräche führen, um herauszufinden, wer sich am besten eignet, das Theater fünf Jahre lang zu leiten.

Bis Ende September haben die Mitglieder Zeit, sich auf ihre drei Favoriten zu einigen, dann sollen sie den Vorschlag Kulturminister Josef Ostermayer präsentieren. Ende des Jahres wird die Öffentlichkeit dann erfahren, wie der neue Burgtheater-Direktor heißt. Wer hingegen der Findungskommission angehören wird, ist schon geklärt. Ostermayer will die sechs Namen aber erst Ende der Woche nennen. Fest steht, dass ihr neben zwei Eigentümervertretern auch zwei Personen angehören werden, die aus dem Kulturbereich, nicht aber direkt aus der Burg kommen. Die Mitglieder fünf und sechs wiederum sollen Experten sein, die einerseits am Theater bereits gearbeitet haben und es deshalb gut kennen, andererseits aber selbst keinerlei Ambition haben, dessen Direktor zu werden. Denn eines ist klar: Jene sechs Mitglieder, die nach dem neuen Burgchef Ausschau halten werden, kommen für diese Position selbst natürlich nicht infrage.

Peymann hält sich alles offen

Deshalb hat man im Ministerium beim Basteln an der Findungskommission wohl auch an Claus Peymann gedacht. Er war schon von 1986 bis 1999 streitbarer Burgtheater-Direktor, bevor er zum Berliner Ensemble wechselte. Die Burg und ihre Usancen kennt der Mann ergo. Ein weiterer Grund, weshalb man ihn allzu gern für die Kommission gewinnen wollte. Doch Peymann ist für Überraschungen gut. Nachdem er in einem „Spiegel“-Interview Ende März noch ausgeschlossen hatte, sich um die Direktion der Burg bewerben zu wollen, dürfte er gerade seine damalige Aussage neu überdenken. Denn, wie „Die Presse“ erfuhr, lehnte er es in einem Schreiben ab, der Findungskommission anzugehören. Er könne es nämlich nicht ausschließen, sich noch einmal um diese Position zu bewerben, so seine Begründung sinngemäß.

Mit dieser Antwort hat wohl niemand gerechnet. Peymann wirkt zwar sehr agil, ist aber nicht mehr der Jüngste. Es wäre schon bemerkenswert, wenn er sich mit dann 79Jahren den nicht ganz stressfreien Job des Burg-Direktors überhaupt noch zumuten will. Für eine Stellungnahme stand Peymann nicht zur Verfügung.

Denkbar ist aber auch ein ganz banales Motiv für seinen Korb: Die Mitglieder der Kommission bekommen für ihre Arbeit nach Auskunft des Ministeriums kein Honorar. Gut möglich, dass Peymann, dessen Pressestelle nach Interviewanfragen abklären lässt, wie es denn mit einer „Aufwandsentschädigung“ für seine Wortspende aussieht, dafür kein Verständnis hat. Hermann Beil, Peymanns Chefdramaturg, wurde übrigens auch gefragt und hat zugesagt, der Findungskommission anzugehören. Er will, das wissen wir schon aus jüngster Vergangenheit, definitiv nicht Burg-Direktor werden. (hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2014)

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