Erlesene Komik: „Plakatives Kabarett“ aus der Schweiz

Christof Wolfisberg/ Jonas Anderhub
Christof Wolfisberg/ Jonas Anderhub(C) Christof Wolfisberg/ Jonas Anderhub
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„Unferti“ vom preisgekrönten Komikerduo Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub: Still und schlau.

Zwei Leitern stehen im blauen Licht, darüber zwei Flipcharts in höflichem Abstand. Wasser gluckst, und zwei blonde Männer schnorcheln wellenförmig über die Bühne des gefüllten Wiener Stadtsaals. Nach einer lautlosen Unterhaltung tauchen Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub in die Österreich-Premiere ihres dritten Programms ein. „Ufff“ steht langgezogen auf einem Plakat, Jonas hat den Druckausgleich vergessen. Die Schweizer Kabarettisten arbeiten mit der Fantasie ihrer Zuschauer und der assoziativen Verbundenheit des Worts mit seiner Typografie: Das Duo spricht nicht, es blättert. Auf der Bühne verlieren und finden sich Jonas und Christof schweigend. Sie zerschlagen Gelsen („Sauviecher“) und verlieren Gedanken – und Ranizki, den verfressenen Bücherwurm. Alles schweigend.

Manchmal ist ihr Text nicht nur wörtlich schwer zu fassen: Er verpufft einfach mit einem kleinen Feuerchen. Text als stille Melange aus Kabarett, Theater und Zauberei: Unter dem Namen Ohne Rolf ist das Duo seit 1999 auf „plakatives Kabarett“ spezialisiert. Erprobt haben sie ihre erlesene Komik in Luzerns Straßen, zuletzt gab es den Deutschen Kleinkunstpreis 2014.

Im Programm „Unferti“ glaubt Jonas eigentlich nur, was er sieht. So verdreht sich seine Welt plötzlich, sein bester Freund, Christof, erscheint ihm als reizende Giraffe. Dass er sie auch noch attraktiv findet, verstört beide. Ihre eigene Geschichte schreibt das Duo im Lauf des Abends um und befreit sich von der Macht des Urhebers, seiner „Autorität“ – ein großes, irgendwie auch österliches Thema: Ist der Weg des Publikums festgeschrieben? Will man sich entziehen? Oder entzieht man sich nur der Verantwortung? Und kann eine Figur ohne ihren Erfinder überhaupt sein? Ohne Rolf bringt zum Lachen und Denken. „Unferti“ ist verblüffend gut gespielt und vor allem eines: gut geschrieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2014)

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