Rasanter Shakespeare

Hiphop-Musical in St. Pölten: "Julia & R", ein perfekt gemachtes Spektakel, läßt Kids vor Begeisterung toben und Erwachsene staunen.

Die Bühne im Hof in St. Pölten spielt, sehr frei nach Shakespeare, sehr souverän arrangiert von Helmut Korherr, eine Romeo-und-Julia-Adaption aufs Zeitgemäßeste. Korherr ist ein Autor, der sich auf ein Genre versteht, das im englischen Sprachraum selbstverständlich ist, hierzulande jedoch mangels Leichtigkeit der Geister beinahe unmöglich scheint. Soll man es "Gebrauchstheater" nennen? Es ist jedenfalls für den schnellen Stagionebetrieb perfekt geeignet und bedient die Theaterlust des Publikums ohne allzu große intellektuelle Beschwernis.

Die Emotionen aber, die hier beschworen werden, aufkeimende Teenager-Liebe inmitten des trostlosen Stadtrandszenarios, aber auch Scheidungsproblematik und wie die Jugendlichen auf sie reagieren, die sind allesamt auf den Punkt gebracht, klar, verständlich und vor allem: glaubwürdig. Selbst ein Publikum aus Schulklassen sitzt da plötzlich konzentriert und gebannt, rastet nur aus, wo die junge Schauspielertruppe die theatralische Energie zu aberwitzigen Breakdance-Nummern verdichtet. Zwischen diesen von Johanna Kienzl choreographierten Höhepunkten ereignet sich, von Erhard Pauer mit Gefühl für Tempo und Timing, aber auch für sensible Durcharbeitung der einzelnen Typen gestaltet, natürlichstes Theater.

Die Truppe, angeführt von den Damen Astrid Herbich und Lana Cencic sowie den Herren Michael Siller und Thomas Hinterdorfer, erbringt eine Gesamtleistung, die in jedem Moment so harmonisch abgestimmt ist wie in den madrigalesken chorischen Einschüben. Die Musik Franz Dorfners ist bei aller Rhythmus-Besessenheit melodieverliebt, variantenreich. Alles zusammengenommen, ergibt einen vergnüglich-besinnlichen Theaterabend.

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