Springer „spazieren zu schicken“, war für Ostermayer keine Option. Ein Köpferollen hält er nicht für sinnvoll.
Wien. Der Kunstbericht 2012 hätte Hauptthema des Kulturausschusses am Dienstag im Parlament sein sollen. Er war es nicht. Vielmehr wollte die Mehrzahl der anwesenden Abgeordneten von Kulturminister Josef Ostermayer endlich Antworten haben. Auf die Frage etwa, weshalb in der Endfassung des Gutachtens, das Ostermayer Anfang März in Auftrag gegeben hat, um die Verantwortlichkeit der Organe des Burgtheaters zu klären, Georg Springer, der Chef der Bundestheater-Holding, weit weniger belastet wird als noch in einer Fassung von April.
Ostermayer verlas daraufhin eine Erklärung von Thomas Angermair, jenem Anwalt, der das Gutachten erstellt hatte: „Ich versichere an Eides statt, dass ich von Minister Ostermayer niemals irgendwelche – wie auch immer geartete – Vorgaben hinsichtlich des Inhalts bzw. des Ergebnisses unseres Gutachtens erhielt. Die Abweichungen des internen Entwurfs und der Endfassung sind ausdrücklich in der von uns eigenständig vorgenommenen redaktionellen Bearbeitung bzw. in dem uns jeweils aktuell zur Verfügung gestandenen Informationsstand begründet.“ Die Unterstellung von Frau Meinl-Reisinger, Ostermayer hätte „seine Hand schützend über Springer gehalten“ entbehre aus seiner Sicht jeder Grundlage, lässt der Anwalt noch ausrichten und nimmt damit seinen Auftraggeber aus der Schusslinie.
Die Neos-Abgeordnete Beate Meinl-Reisinger hatte am Dienstag in der „Presse“ ihr Missfallen darüber zum Ausdruck gebracht, dass Ostermayer Springer nicht als Geschäftsführer abberufen und eine Disziplinaranzeige gegen ihn erstattet hat. Er hätte in der Öffentlichkeit den meisten Applaus bekommen, wenn möglichst viele Köpfe gerollt wären, antwortet Ostermayer. Seine Aufgabe aber sei es, dort zu handeln, wo es notwendig sei, um den Schaden möglichst gering zu halten. „Aber ich schicke niemanden spazieren, der zur Aufklärung noch einen wesentlichen Beitrag leisten kann“, sagte er. Springer sei in der schwierigen Phase, vor allem bei der Auswahl der interimistischen Direktorin des Burgtheaters, sehr hilfreich gewesen. „Dafür habe ich mich bei ihm auch bedankt“, so Ostermayer. Im Übrigen wolle er die Vergangenheit nicht beurteilen, das sei nicht seine Aufgabe: „Dazu habe ich den Rechnungshof beauftragt, und es laufen auch noch andere Ermittlungen.“ (hec)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2014)