Die Bundestheater-Holding klagt die Wirtschaftsprüfer der Burg

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Nicht auskunftsbereit sei die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers gegenüber der Holding gewesen - und eine Klage daher unvermeidbar.

Die Bundestheater-Holding und das Burgtheater haben PricewaterhouseCoopers (PwC) und drei ihrer Wirtschaftsprüfer (Helga Stangl, Bettina Szaurer und Günter Wiltschek) geklagt, das erfuhr die "Presse" am Dienstag. Dabei handelt es sich um jene Wirtschaftprüfungsgesellschaft, die vom Geschäftsjahr 2005/06 an fünf Jahre lang die Bilanzen des Burgtheaters geprüft und den Jahresabschluss mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen hat.
Doch das Burgtheater steht wirtschaftlich auf tönernen Füßen, und zwar nicht erst seit gestern. Kein Wunder, dass auch die Rolle von PwC immer kritischer hinterfragt wird. Die Wirtschaftsprüfer hatten nämlich all die Jahre nicht beanstandet, dass Produktionen über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren abgeschrieben wurden, obwohl sie schon lange nicht mehr auf dem Spielplan zu finden waren. Manche Stücke hätten auch gar nicht mehr aufgeführt werden können, weil die Kulissen dafür nicht mehr existierten.

Wann immer Georg Springer, der frisch zurückgetretene Chef der Bundestheater-Holding, darauf angesprochen wurde, dass sich das Theater mit dieser Abschreibungsmethode nichts als schöngerechnet habe, verwies er auf PwC und deren Sanktus. Genau diesen wollte aber die KPMG, die Wirtschaftsprüfer, die 2012 auf PwC folgten, der Burg nicht mehr so ohne Weiteres geben. Im Geschäftsbericht 2012/13 kann man nachlesen, dass der Fehlbetrag von 3,7 Millionen Euro, der im Jahresabschluss statt der sonst üblichen schwarzen Null zu finden war, „auf eine von den bisherigen Vorgaben radikal abweichende Bewertung der Produktionen durch die Wirtschaftsprüfung" zurückzuführen sei.

Viele Fragen, wenige Antworten

Auch Kulturminister Josef Ostermayer schien einiges im Zusammenhang mit der Rolle der Wirtschaftsprüfer unklar. Er kündigte am Tag der Entlassung von Matthias Hartmann an, deren Verantwortlichkeit an der misslichen Lage des Hauses prüfen zu lassen. Die Holding stellte PwC in der Folge zwecks Aufklärung einige Fragen; etwa wie die Prüfungen konkret abgelaufen, welche Stichproben und Unterlagen gesichtet worden seien. „Wir haben mehrfach nachgehakt, aber die Antworten waren nicht so ausführlich, wie wir uns das erwartet haben", sagt Othmar Stoss, der seit dem Rücktritt von Springer die Holding leitet. „Wir hätten uns die Kosten der Klagseinbringung gern erspart, aber nachdem PwC nicht bereit war, einen Verjährungsverzicht abzugeben, blieb uns nichts anderes übrig, als dies zu tun", sagt Eva Krichmayr, die Anwältin der Holdling. Damit ist gewährleistet, dass mögliche Schadenersatzanprüche nicht durch Nichtstun verjähren.

Die Wirtschaftsprüfer PwC, die von der „Presse" von der Klage erfuhren, waren für eine Stellungnahme nicht zu haben. Wohl aber der Kulturminister: Ostermayer begrüßt die Entscheidung der Holding, die früheren Wirtschaftsprüfer zu klagen, um auch deren Verantwortung für die Burgtheater-Krise festzustellen. „Volle Aufklärung und Transparenz bedeuten, dass sämtliche Entscheidungsprozesse aller Verantwortlichen der Vergangenheit nachvollzogen werden müssen. Nur so können wir sicherstellen, dass sich so eine Misere nicht noch einmal wiederholt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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