„Die Staatsoper braucht mehr Geld!“

GUeNTER RHOMBERG WIRD INTERIMISTISCHER BUNDESTHEATER-HOLDING-CHEF
GUeNTER RHOMBERG WIRD INTERIMISTISCHER BUNDESTHEATER-HOLDING-CHEF(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Günter Rhomberg, ab 1. September interimistischer Holding-Chef, warnt vor voreiligen Schlüssen aus dem vernichtenden Rechnungshofbericht. Die Politiker sind bestürzt.

Die Staatsoper braucht mehr Geld, das Burgtheater nicht“, sagte Günter Rhomberg, ab 1. 9. interimistischer Holding-Chef der Bundestheater, am Mittwoch der „Presse“. Ein vernichtender Rechnungshofbericht kritisiert die Holding-Geschäftsführung unter Georg Springer und dem Kulturministerium unter Claudia Schmied. Er habe von Kulturminister Josef Ostermayer die Auflage bekommen, dass es 2014/15 kein frisches Geld für die Bundestheater gebe, 2016 bestehe „Hoffnung“, erklärt Rhomberg. Auf Dauer sei es unmöglich, bei jährlichen fixen Personalkosten-Steigerungen die Subventionen gleich zu halten.

Dass er zu viel Geld ausgegeben habe, sei dem früheren Staatsopern-Direktor Ioan Holender sicher nicht vorzuwerfen, bei der Burg sei noch eher Sparpotenzial vorhanden. Rhomberg warnte aber vor vorschnellen Schlüssen aus dem RH-Bericht. Den sollte man erst einmal genau lesen und vor allem nicht die Holding zur Diskussion stellen: „Wenn eine zentrale Einheit fehlt und die Leistungen zum Ministerium zurückkehren, wird alles nur noch unklarer!“

Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger sei von ihm, Rhomberg, nicht als Burgtheaterdirektor ins Gespräch gebracht worden, wie in Medien berichtet, betonte der langjährige Präsident der Bregenzer Festspiele und Stiftungsvorstand des Josefstädter Theaters. Er habe lediglich geraten, mit Föttinger, der künstlerisch wie kaufmännisch viel Erfahrung habe, ein Gespräch zu führen: „Und mit vielen anderen“, so Rhomberg.

Schwindende Reserven

In seinem ca. 160 Seiten umfassenden, die Geschäftsjahre 2009/2010 bis 2011/12 behandelnden Bericht hält der Rechnungshof (RH) fest, dass die Bundestheater-Holding „ihre strategische Führungsrolle im Hinblick auf Darlegung des mehrjährigen Finanzbedarfs für den Bundestheater-Konzern unzureichenderfüllte“. Das Kulturministerium unter SPÖ-Ministerin Schmied sei untätig geblieben. Ferner wurden „nicht nachvollziehbare Prämien“ an Holding-Geschäftsführer Springer gezahlt. Seit 1999 sei die Holding-Geschäftsführung nie öffentlich ausgeschrieben worden, wiewohl dies das Stellenbesetzungsgesetz vorsah. Zudem habe Springer 2011 zusätzlich zu seinen monatlichen Bezügen einen Zuschlag von 36,9 Prozent erhalten, wodurch sein Bruttojahresbezug auf rund 258.000 Euro anstieg. Als Vorsitzender der Aufsichtsräte der Tochtergesellschaften habe Springer „deren ungenauen Jahresbudgets zugestimmt“.

Weiter heißt es im Bericht: „Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des Bundestheater-Konzerns war 2009/2010 bis 2011/2012 stets negativ und verschlechterte sich in diesem Zeitraum um rd. 68,5 Prozent auf minus 9,10 Mio. Euro. Der Konzern wies 2011/2012 trotz der Auflösung von Rücklagen in Höhe von 7,34 Mio. Euro und der Verwendung eines Gewinnvortrags von rd. 1,82 Mio. Euro keinen Bilanzgewinn mehr aus. 2009/2010 bis 2011/2012 nahmen die Rücklagen und der Gewinnvortrag beim Bundestheater-Konzern um rd. 88,1 Prozent auf rd. 1,73 Mio. Euro ab. Dadurch verfügte der Bundestheater-Konzern kaum mehr über Reserven.“

Bares an Matthias Hartmann

Größer als bisher bekannt scheint das Ausmaß, in dem die drei Theaterhäuser Gagen, Honorare und Reisekosten sowie Bezüge und Bezugsvorschüsse in bar ausgezahlt haben. Die höchste Anzahl der 229 Barauszahlungen sei an ehemaligen künstlerischen Geschäftsführer der Burg, Matthias Hartmann, gegangen: 39 Barzahlungen von 8,40 bis 1000 Euro (gesamt ca. 10.170 Euro) betrafen Hartmann.

Über 16 Geschäftsjahre (seit der Ausgliederung 1999) sei die Subvention real gesunken, kontern die Staatsbühnen den RH-Bericht: Allein die jährliche Personalkostensteigerung mache drei bis fünf Mio. Euro aus. Die Inflationsrate habe sich seit der Ausgliederung um 29,7 Prozent erhöht, die Personalkosten seien um 27,5 Prozent gestiegen, die Subventionen hätten sich aber lediglich um 11,5 Prozent erhöht. Hätte man die Subvention seit 1999 an die Inflation angepasst, läge sie heute um rund 28 Millionen Euro höher, so die Holding. 2012/13 erhielten die Bundestheater knapp 150 Mio. Euro vom Staat.

Kulturminister Josef Ostermayer erklärte, er nehme den RH-Bericht „sehr ernst“, sämtliche Empfehlungen werden berücksichtigt. „Mit Bestürzung“ reagierte VP-Kultursprecherin Maria Fekter auf den Bericht. „Das Kulturministerium unter Claudia Schmied und die Bundestheater unter Georg Springer sind sehenden Auges ins Desaster gerannt“, so Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl. „Das Kulturministerium ignoriert seit Jahren die Krise der Bundestheater“, so Neos-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger. (bp/apa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2014)

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