Die Geheimnisse der "echten" Kristallschädel

Quai Branly Museum in Paris
Quai Branly Museum in Paris(c) AP (Michel Euler)
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Zum Kinostart von "Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" startet ein Pariser Museum eine passende Ausstellung. Mindestens 13 Totenschädel soll es geben - ihre Geheimnisse sind noch nicht entschlüsselt.

Kurz vor dem weltweiten Kinostart von "Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" präsentiert eine Pariser Sonderausstellung im Museum für sogenannte primitive Künste in Paris, dem Quai Branly, ein solches mysteriöses Objekt. Weltweit soll es lediglich 13 Kristallschädel geben, die sich im Besitz öffentlicher und privater Sammlungen befinden. "Wir stellen den Schädel aus, weil seine Geschichte einfach fantastisch ist", erzählt Yves Le Fur, Leiter der Sammlungen des Quai Branly. Die ersten kristallinen Totenköpfe tauchten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Seither haben sie die Fantasie der Menschen beflügelt. Für die einen sind die Totenschädel kosmische Energiequellen, für die anderen verfügen sie über die magische Macht, die das Schicksal der Menschheit vorhersagen. Einer Legende zufolge soll die Wiedervereinigung aller Schädel die Welt vor dem Untergang retten, der für den 21. Dezember 2012 vorhergesagt ist - ähnlich auch im neuen Indiana-Jones-Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt.

Fälschungen in Paris und London

Tatsächlich sind etwa ein Dutzend Totenschädel weltweit verbreitet. Seit geraumer Zeit jedoch ist bekannt, dass einige von ihnen nicht von den Azteken oder Mayas stammen, sondern spätere Nachbildungen sind. So auch der Schädel im British Museum in London oder der im Washingtoner Smithsonian Institute. Im vergangenen September haben Wissenschaftler festgestellt, dass auch der Pariser Kristallschädel nicht authentisch ist.

Vor diesem Hintergrund stellt das Museum bis zum 7. September seinen Schädel aus, der jedoch noch nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben hat. Nach Erkenntnissen der Wissenschaftler wurde der 2,5 Kilo schwere Schädel aus trübem Quarzkristall mit modernen Werkzeigen gefertigt, denn er weist regelmäßige Abrieb- und Polierspuren auf. Wann genau er jedoch hergestellt wurde, ließ sich nicht klären. "Der Schädel stammt nicht aus der präkolumbianischen Zeit. Eine genaue Datierung ist noch nicht möglich", erklärt Thomas Calligaro, einer der Wissenschaftler.

Das Pariser Stück stammt von Alphonse Pinart, einem französischen Ethnologen, der seine Sammlung verkaufte, um eine Expedition finanzieren zu können.

Das ethnologische Museum am Trocadéro erwarb den mysteriösen Schädel im Jahr 1878, das den Totenkopf in seinem Katalog als "bemerkenswertes Objekt mexikanischer Archäologie" führte. Der Katalog des Museums für Naturwissenschaft, in dessen Sammlung der Schädel später überging, wies ihn 1965 als Stück aus der "Zivilisation der Azteken, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert" aus und schrieb ihm die Macht zu, vor bösen Geistern und giftigen Schlangen zu schützen.

Zwielichtige Wissenschafter

Pinart hatte diesen Schädel seinerseits dem Antiquitätenhändler Eugène Boban abgekauft, einem zwielichtigen Archäologen, von dem auch das British Museum seinen Kristallschädel hat. Boban arbeitete Ende des 19. Jahrhunderts am mexikanischen Hof und war Mitglied der französischen Wissenschaftskommission in Mexiko.

Bei dem Schädel handelt es sich um ein kunsthandwerklich extrem aufwendiges Objekt. Ein Rätsel bereiten der Schliff und die Politur. Beides ist nach Meinung von Experten so artifiziell, dass 300 Jahre Handarbeit dafür notwendig gewesen wären ohne die heute zur Verfügung stehenden modernen Gerätschaften. So lange die Wissenschaft jedoch nicht das Alter von Quarzmaterial bestimmen kann, bleibt das Mysterium der Kristallschädel erhalten.

(Ag.)

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