Brut: Pas de deux für Körper und Maschine

(C) Brut/ Doris Uhlich
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Die Tanzpädagogin, Doris Uhlich, flutet das Brut mit Energie: Auftakt des Herbstschwerpunkts „Entgrenzung“.

„Womit sonst als mit dem Körper treibt man Dinge voran? Er ist das Epizentrum aller Bewegungen, die von uns ausgehen“, schreibt Doris Uhlich im Programmzettel ihres neuen Stücks „Universal Dancer“. Darin setzt die Tanzpädagogin und Choreografin ihren Körper einer Rüttelmaschine aus, versetzt ihn in Schwingungen, die durch einen dröhnenden Techno-Beat den ganzen Raum erfassen. Alles an ihr zittert: die Backen, der Bauch, die Schenkel, die Stimme. „Kräfte werden provoziert, aus ihm (dem Körper, Anm.) herausgelockt und von ihm ausgeschüttelt“, schreibt sie.

Es geht um Energie – diese hat die Maschine, die wie ein klobiger, selbst gezimmerter Couchtisch aussieht (Maschinist: Gerald Pappenberger) und an deren Unterseite ein Herz aus einem wummernden Schwungrad schlägt. Energie hat auch Uhlich, die sich beherzt auf die Maschine wirft, sie zu einem emotionslosen Pas de deux fordert – beide kooperieren, aber eine heiße Liebe ist das nicht. Gerade in den Momenten, in denen Uhlich sich dem durchringenden, auf die Dauer unangenehmen Rütteln völlig hingibt, wirkt die Performerin besonders präsent und innerlich ruhig – als könnte sie die Energie der Maschine in sich aufnehmen und zu etwas Positivem umwandeln. Ihr Ziel: diese Energie wieder abzugeben, den ganzen Saal und das Publikum damit zu fluten. Sie ist stark genug, dass das gelingt.

Tanz ohne Zuseher

Uhlichs Performance ist der Auftakt zum Themenschwerpunkt Entgrenzung, bei dem bis 1.November Grenzen ins Wanken gebracht werden sollen – u.a. jene zwischen Bühne und Zuschauerraum oder auch „zwischen gelebter Identität und künstlerischer Aneignung“, wie es heißt. In seiner achten Spielzeit legt das Brut einen Fokus auf Koproduktionen mit lokalen Performern – neben Uhlich etwa Florentina Holzinger, Superamas und Notfoundyet. Dazu gibt es Highlights von internationalen Künstlern wie Kate McIntosh: Die Neuseeländerin wandert mit „All Ears“ (14., 15.10.) auf dem schmalen Grat zwischen Experiment und Unterhaltung und lädt am 12.Oktober um 17 Uhr zum Abtanzen unter dem Motto „No Lights No Lycra“: Erst geht das Licht aus, und dann kann sich hier jeder unbeobachtet dem Rhythmus hingeben. Das Motto „Dance like no one is watching!“ klingt ja vielversprechend.

„Universal Dancer“: noch am 30.9. und 1.10.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2014)

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