Theater der Jugend: Fechten, bis das Bühnenbild wackelt

Theater der Jugend / Die drei Musketiere (Theater im Zentrum)
Theater der Jugend / Die drei Musketiere (Theater im Zentrum)(c) Rita Newman
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Da rasseln die Degen: Im Theater der Jugend beschützen d'Artagnan und die drei Musketiere die Krone und kämpfen gegen Intriganten. Energisch und unterhaltsam.

Das Licht geht an, und sämtliche Figuren stimmen, abwechselnd rezitierend, auf das Geschehen ein. Paris, 1624. Der König wurde ermordet, sein Nachfolger, Ludwig XIII, ist noch ein Kind. Gelenkt wird das Land vom mächtigen Kardinal Richelieu, der nicht nur Gutes im Sinn hat. Er will einen Krieg mit England anzetteln. Und der junge, tapfere, energische d'Artagnan bricht von der Gascogne nach Paris auf, um Musketier zu werden.

Kaum hat das Stück für Kinder ab elf Jahren im Theater im Zentrum, Spielstätte des Theater der Jugend, begonnen, fliegen auch schon die ersten Degen durch die Luft. D'Artagnan (Stefan Rosenthal) ist gewillt, sich mit allem und jedem anzulegen: „Vielleicht werde ich kein Musketier, aber ich bin mir sicher, dass ich von einem Musketier getötet werde!“ Diese Ehre wird ihm nicht zuteil, vielmehr nehmen ihn seine großen Idole als Freund auf, und gemeinsam macht man sich auf, König und Königin zu beschützen und die Intrigen des Kardinals aufzudecken.

Äußerst geschickt mit Degen und Korkenzieher

Wie d'Artagnan bald klar wird, sind seine drei Helden Athos, Porthos und Aramis zwar tapfer, aber nur mäßig arbeitsfreudig. So werden sie nicht nur als die besten Fechter im ganzen Land porträtiert, sondern auch als „äußerst geschickt mit dem Korkenzieher“. Und bevor d'Artagnan in die hohe Kunst des Kampfes eingeweiht wird, „bringen wir ihm erst mal das Saufen bei“, der Schnaps steht bereit.

Theater der Jugend / Die drei Musketiere (Theater im Zentrum)
Theater der Jugend / Die drei Musketiere (Theater im Zentrum)(c) Rita Newman

Das Böse verkörpert Stephanie K. Schreiter in der Rolle der skrupellosen Intrigantin Lady de Winter, eine feuerrote Cruella de Vil mit herzförmiger Turmfrisur (natürlich steckt, für alle Fälle, ein Messer drin). Sie sorgt für Verrat und Betrug im Stück; Freundschaft, Liebe und unerschöpflichen Mut steuert d'Artagnan bei. Und dann wird natürlich wieder gefochten, erhobenen Hauptes, die eine Hand artig wie ein Kellner hinter den Rücken geklemmt. In Zeitlupe oder so energisch, dass das Bühnenbild wackelt.

Schreien, absinken, zucken, umfallen

Die Inszenierung von Michael Schachermaier erinnert zuweilen an einen Film: Da werden Szenen im Zeitraffer ineinandergeblendet, die Bühne wird abwechselnd in zwielichtigen Schein und Dunkel gehüllt, aus den Lautsprechern tönt es dramatisch. Das Bühnenbild, überdimensionierte Ornamente, die an die Lilien im Wappen Frankreichs unter Ludwig XIII erinnern, werden umhergeschoben und dienen wahlweise als Schiff, Grabstein oder Bar. Erheiternde Kostüme (der junge König etwa in strammen Strumpfhosen und mit kübelförmigem Kopfschmuck, großartig auch die Ballroben der Musketiere, die als Sonne, Mond und Sterne verkleidet sind – eingebaute Waffen inklusive) und übertriebene Kampfgebärden sorgen für viel Lachen in den Reihen. Gestorben wird etwa stets nach folgendem Schema: ein erstickter Schrei, absinken auf die Knie, kurzes Zucken, erstarrt umfallen. Subtil ist die Aufführung nicht, nein. Aber unterhaltsam.

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