Nestroy 2008: Peter Zadek erhält Preis für Lebenswerk

(c) Nestroy
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Der Autorenpreis geht heuer zum dritten Mal an Gert Jonke. Als beste Off-Produktion wird "komA", Volker Schmidts Stück über einen Schul-Amoklauf, ausgezeichnet.

Die Nominierten des Wiener Theaterpreises Nestroy wurden heute, Freitag, bekannt gegeben. In den Kategorien "Bestes Stück - Autorenpreis", "Beste Off-Produktion" und "Lebesnwerk" stehen die Preisträger bereits fest: Der Autorenpreis geht heuer an Gert Jonke, der ihn nun zum dritten Mal seit 2003 erhält. Sein jüngstes Werk "Freier Fall" stellt auch gleich vier von acht Nominierungen für das Burgtheater. Der Preis für das Lebenswerk wird bei der Gala am 20. November im Wiener Ronacher an Peter Zadek verliehen.

Der Preis für die beste Off-Produktion geht heuer an Volker Schmidt für sein Schul-Amoklauf-Stück "komA" (New Space Company und Dschungel Wien). An dem Stück arbeitete Schmidt noch gemeinsam mit dem verstorbenen Regisseur Georg Staudacher. Mit dem Rabenhof Theater, dem Wiener Schauspielhaus und den wiener wortstätten finden sich den Nominierten jedoch auch andere kleinere Bühnen, "die sich über und durch und wahrscheinlich sogar gegen die Theaterreform durchgesetzt haben", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.

Drei sehr unterschiedliche Schauspielerin

So ist Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck neben Hans Escher und Bernhard Studlar (wiener wortstätten) sowie Suse Wächter (Puppengestaltung am Schauspielhaus Graz) für den "fulminanten Neustart" seines Hauses für den Spezialpreis nominiert, mit Ewald Palmetshofer (als Autor für "wohnen.unter.glas") und Jette Steckel (als Regisseurin von "Die Kaperer") kommen auch zwei Nachwuchs-Nominierte aus dem Schauspielhaus. Sebastian Wendelin aus dem Rabenhof könnte den Nachwuchs-Preis allerdings gleich für mehrere Rollen ebenfalls mit nach Hause nehmen.

Als beste Schauspielerinnen hat die Jury heuer "drei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten" nominiert, wie die Vorsitzende Karin Kathrein betonte. Sandra Cervik geht mit den Frauenrollen in Schnitzlers "Reigen" (Theater in der Josefstadt) ins Rennen, Andrea Wenzl mit ihrer "hinreißenden Alice" am Grazer Schauspielhaus und Regina Fritsch als Nawal in Wajdi Mouawads "Verbrennungen". Diese Akademietheater-Inszenierung ist zusätzlich auch in den Kategorien "Bester Schauspieler" (Markus Hering, gleichzeitig auch für "Freier Fall" und "Pool (kein Wasser)") und "Beste Regie" nominiert. Hier rittert Stefan Bachmann mit seiner Akademietheater-Kollegin Christiane Pohle ("Freier Fall") und Nicolas Stemann ("Die Räuber" als Koproduktion von Salzburger Festspielen und Hamburger Thalia Theater) um die Auszeichnung.

Beste Aufführung: Deutsche Bühnen

Eine Koproduktion von Salzburger Festspielen und Hamburg - allerdings dem Deutschen Schauspielhaus - ist auch unter den Besten Schauspielern mit Samuel Weiss in "Harper Regan" vertreten, der Dritte im Bunde ist Roland Koch (für Lukas Bärfuss' "Die Probe"), der dem Akademietheater damit Nominierung Nummer sieben sichert. Udo Samel holt als Nebendarsteller in Simon Stephens' "Motortown" die achte. Als beste Nebendarsteller könnten auch Johannes Krisch ("Freier Fall") oder Andre Pohl in Horvaths "Der jüngste Tag" im Theater an der Josefstadt ausgezeichnet werden.

In der Auswahl für die beste deutschsprachige Aufführung "haben wir leider keine Österreicher dabei", bedauerte Kathrein. Das Hamburger Thalia Theater hat es mit "Das letzte Feuer" von Dea Loher in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg unter die Nominierten geschafft, die Münchner Kammerspiele sind mit Stefan Puchers Shakespeare-Inszenierung "Der Sturm" dabei, das Deutsche Theater Berlin mit "einer der interessantesten Arbeiten von Michael Thalheimer", Gerhard Hauptmanns "Ratten".
Umso "österreichischer" ist dafür die Entscheidung für Gert Jonke beim Autorenpreis zu sehen, "für die wir auch schon ein wenig Kritik bekommen haben", wie Kathrein erklärte. Besonders freue sie sich jedoch über den Lebenswerk-Preis an Peter Zadek. Gerade wenn man seine frühen Arbeiten betrachte, sei eindeutig dass "alle anderen ihn als Wurzel haben" und er als "einer der prägenden Theaterleute unserer Zeit" zu gelten habe.

Am 20. November überträgt der ORF die Verleihung live um 20 Uhr auf TW1, um drei Stunden zeitversetzt auf ORF 2 und am folgenden Sonntag (23. November) europaweit auf 3sat.

DIE NOMINIERTEN IM ÜBERBLICK

BESTE DEUTSCHSPRACHIGE AUFFÜHRUNG

  • "Das letzte Feuer" von Dea Loher, Thalia Theater Hamburg
  • "Der Sturm" von William Shakespeare, Münchner Kammerspiele
  • "Ratten" von Gerhart Hauptmann, Deutsches Theater Berlin

BESTES STÜCK - AUTORENPREIS
Gert Jonke für "Freier Fall" im Akademietheater

BESTE SCHAUSPIELERIN

  • Sandra Cervik in den Frauenrollen des "Reigen" von Arthur Schnitzler, Theater in der Josefstadt
  • Regina Fritsch als Nawal in "Verbrennungen" von Wajdi Mouawad, Akademietheater
  • Andrea Wenzl in der Titelrolle von "Alice" nach Lewis Caroll, Schauspielhaus Graz

BESTER SCHAUSPIELER

  • Markus Hering als Hermile in „Verbrennungen" von Wajdi Mouawad, Erich in „Freier Fall" von Gert Jonke und C in "Pool (kein Wasser)" von Mark Ravenhill, Akademietheater
  • Roland Koch als Franzeck in "Die Probe" von Lukas Bärfuss, Akademietheater
  • Samuel Weiss als Seth Regan und Mickey Nestor in "Harper Regan" von Simon Stephens, Salzburger Festspiele in Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg

BEST OFF-PRODUKTION
Volker Schmidt mit "komA", New Space Company und Dschungel Wien

BESTE NEBENROLLE

  • Johannes Krisch als Bertl in "Freier Fall" von Gert Jonke, Akademietheater
  • André Pohl als Alfons in "Der jüngste Tag" von Ödön von Horváth, Theater in der Josefstadt
  • Udo Samel als Justin in "Motortown" von Simon Stephens, Akademietheater


BESTER NACHWUCHS

  • Ewald Palmetshofer als Autor von "wohnen. unter glas", Schauspielhaus Wien
  • Jette Steckel für die Inszenierung von "Die Kaperer oder Reiß nieder das Haus und erbaue ein Schiff"" von Philipp Löhle, Schauspielhaus Wien
  • Sebastian Wendelin als Sebastian in "Der junge Till" von Gregor Barcal und Alex Scheurer sowie in mehreren Rollen in "I Furiosi" nach Nanni Balestrini Rabenhof Theater


SPEZIALPREIS

  • Andreas Beck für den Neustart im Schauspielhaus Wien
  • Hans Escher und Bernhard Studlar für das Autorentheaterprojekt "Roter Oktober", wiener wortstaetten
  • Suse Wächter für ihre Gestaltung der Puppen in "Go West - Eine Familie wandert aus", Schauspielhaus Graz

BESTE AUSSTATTUNG

  • Viktor Bodó für "Alice" nach Lewis Carroll, Schauspielhaus Graz
  • Hyun Chu für „Clavigo" von Johann Wolfgang von Goethe, Volkstheater
  • Rolf Langenfass für "Nächstes Jahr - gleiche Zeit" von Bernard Slade, Kammerspiele

BESTE REGIE

  • Stefan Bachmann mit "Verbrennungen" von Wajdi Mouawad, Akademietheater
  • Christiane Pohle mit "Freier Fall" von Gert Jonke, Akademietheater
  • Nicolas Stemann mit "Die Räuber" nach Friedrich Schiller, Salzburger Festspiele in Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg

LEBENSWERK
Peter Zadek

(APA/Red.)

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