15. Nestroy-Gala: Das Burgtheater stand im Mittelpunkt

August Diehl brillierte in
August Diehl brillierte in "Hamlet" am Burgtheater.APA/GEORG HOCHMUTH
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Als beste Schauspieler wurden Nicole Heesters und August Diehl ausgezeichnet. Klaus Maria Brandauer wurde für sein Lebenswerk geehrt.

Der Burgtheater-"Hamlet" August Diehl und Nicole Heesters, das ewige BdM-Mädel in Thomas Bernhards "Vor dem Ruhestand" im Theater in der Josefstadt, wurden bei der 15. Verleihung der Nestroy-Preise am Montagabend als beste Schauspieler ausgezeichnet. Das Burgtheater war nicht nur bei den Preisträgern stark vertreten, sondern dominierte auch sonst den von den "Staatskünstlern" gestalteten Galabend.

Da mit Entlassungen und Bestellungen, Untersuchungen und Prozessen die prägenden Ereignisse des vergangenen Theaterjahres abseits der Bühne stattfanden, war klar, dass sich die Ereignisse rund um die Burg auch bei der Preisverleihung in der Halle F der Wiener Stadthalle widerspiegeln würden. Die "Staatskünstler" (Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer), die in ihrer "Staatsvilla" Gastgeber spielten, gelobten zwar gleich zu Beginn ihrer Moderation, "Wir wollen das Burgtheater heute Abend nicht kritisieren, sondern loben", brachten aber manche Spitze an - vom Lob für die "kreative Buchführung" des Hauses als bedeutende künstlerische Innovation bis zur Verfremdung der Volkstheater-Plakate mit dem Slogan "Auch wenn Sie es nicht sehen wollen..." mit augenlosen Konterfeis von Ex-Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Ex-Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer.

"Theaterdirektor-Darsteller"

Doch auch andere Häuser bekamen in den Moderationen ihr Fett weg - vom Theater in der Josefstadt, dessen Direktor Herbert Föttinger von den Kabarettisten ein Spezialpreis für den "besten Theaterdirektor-Darsteller" verliehen bekam, über das Volkstheater, dem eine Fotomontage ein Raiffeisen-Giebelkreuz anstelle des roten Sterns auf das Dach setzte, und die Staatsoper, wo im Verein "Pro Opera" 333.000 Euro an liegen gebliebenen Sponsormitteln wiederentdeckt worden waren, bis hin zu den Vereinigten Bühnen Wien, deren allmähliche Subventionssenkung nach vorheriger kräftiger Steigerung kommentiert wurde und die "Staatskünstler" angesichts von Plänen wie die für ein Fendrich-Musical zur ungläubigen Frage veranlasste: "Wos?"

Diese Frage wurde auch dem Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) gestellt, der ihr auf der "Staatskünstler"-Sitzgruppe im vom vertraulichen "Du" geprägten Smalltalk mit den Moderatoren zwar geschickt auswich, aber doch in die Defensive geriet. Der Stadtrat bat um einen Anerkennungs-Applaus für die neue Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann und bat die verbliebenen Sponsoren, "weiter an Bord zu bleiben", obwohl sie sich regelmäßig verspotten lassen müssten - was insofern nicht stimmte, als ARA-Vorstand Werner Knausz einen herrlichen Auftritt zwischen trockenem Humor und Selbstironie hinlegte und die Mülltrennung als komplexes Schauspiel mit unzähligen Mitwirkenden lobte. Für Thomas Birkmeir, den Direktor des die Gala heuer ausrichtenden Theaters der Jugend, der zuvor symbolisch vor dem Kulturstadtrat und dem Kulturminister auf die Knie gegangen war und dabei bat: "Lasst's uns nicht am langen Arm verhungern, die Theater!", hatte der Stadtrat dagegen einen Rat: "Weiter so!"

Möst gewinnt Nachwuchs-Preis

Zwischendurch wurden natürlich auch Nestroys vergeben, bei denen gleich zweimal - bei dem Bundesländer-Preis für Susanne Lietzows Inszenierung von "Höllenangst" am Theater Phönix Linz und dem Spezialpreis für Peter Gruber für die Nestroyspiele Schwechat - der Namensgeber des Preises selbst beteiligt war. Die 27-jährige Raphaela Möst gewann den Nachwuchs-Preis, der 77-jährige Burgschauspieler Peter Matic den Nebenrollen-Nestroy. Hans Kudlich siegte in der Kategorie Beste Ausstattung, "Der diskrete Charme der smarten Menschen" im TAG wurde beste Off-Produktion. Maria Happel strahlte über ihren Publikumspreis.

Drei Preisträger kamen nicht persönlich vorbei, ihre Trophäen abzuholen: der schottische Autoren-Preisträger David Greig, der polnische Regisseur Krystian Lupa (er gewann für "Holzfällen" in Graz die Regie-Kategorie) und Martin Kusej, dessen Münchner "Faust"-Inszenierung als beste deutschsprachige Aufführung ausgezeichnet wurde.

Am Ende bekannte der 71-jährige Burgschauspieler Klaus Maria Brandauer, nachdem der ungarische Regisseur Istvan Szabo in seiner Laudatio drei Minuten lang über "Brandauers Gesicht" gesprochen hatte, nach der Entgegennahme des Lebenswerk-Preises: "Ich bin so gern dabei!" Er fühle sich hier sehr wohl im Kreise vieler Kollegen, die er selten zu Gesicht bekäme, und trotz aller Theater-Intrigen gelte: "Wir lieben uns alle - uns und das Publikum!"

In der Schlussmoderation der etwas über zweistündigen Gala wagten die "Staatskünstler" dann einen Ausblick auf die Nestroy-Gala des Jahres 2024: "Der von der Klaus Maria Brandauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Klaus Maria Brandauer-Seminar gestiftete Klaus Maria Brandauer-Preis geht heuer an - Klaus Maria Brandauer. Er ist damit der erste Schauspieler, der diesen Preis zum dritten Mal in Folge erhält." Was Brandauer dazu für ein Gesicht machte, sah man nicht.

(APA/Red.)

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