Resetarits: Der Schmähtandler als Wutbürger

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„Schmäh“ heißt sein jüngstes Programm, und Lukas Resetarits will uns damit beweisen, dass wir alle betrogen werden. Schade, wir hätten uns von ihm lieber noch einen Zaubertrick vorführen lassen.

Am Anfang steht ein Trick. Ein hübscher kleiner Zaubertrick. Lukas Resetarits lässt ein glänzendes grünes Tüchlein in seiner Faust verschwinden, das taucht in seiner Brusttasche wieder auf. Ach was, ruft er in den Applaus hinein: Er könne gar nicht zaubern. Niemand könne das. Alles nur Schmäh.

Und schon sind wir beim Thema des Abends, dem Schmäh. Dass der Schas der beste Komiker sei, sagt Resetarits etwa und erzählt ein Gschichterl über den Schas im Lift, das in etwa so alt ist wie die Erfindung des Aufzugs selbst: Der Übeltäter schaut den Nachbarn kopfschüttelnd strafend an, um von sich abzulenken. Und siehe da, so alt kann die Geschichte gar nicht sein, sie amüsiert wirklich noch immer.

Was klappt, um beim Thema zu bleiben, schmähtechnisch gesehen noch? Stürze, sagt Resetarits. Verlässlich! Aber damit, erinnert er sich, habe er keine so guten Erfahrungen gemacht: Zu schmerzhaft die Slapstick-Einlage mit dem Roller. Zu empört die Mutter darüber, dass er sich zum Deppen mache. Fürderhin beschränkte sich der junge Resetarits auf verbale Komik, und auch hier hat er eine Anekdote auf Lager, von seinem redseligen Stinatzer Onkel, einem veritablen Übertreibungskünstler.

Und das war es dann. Bis hierhin glaubte man, Resetarits werde auf der Meta-Ebene herumtanzen, ein Schmähtandler, der übers Schmähführen Schmäh führt, aber dann stellt sich heraus: Das war nur Vorgeplänkel, er will uns gar nichts erzählen, nichts von früher, nichts von jetzt, nichts von seiner Profession, denn es geht ihm um etwas ganz anderes: Darum, dass wir ausgetrickst werden, um nicht zu sagen: verarscht.

Der Markt als erzürnte Gottheit

In den nächsten zwei Stunden hören wir: Von den Banken, die nur denen Geld leihen, die eh keins brauchen. Von Politikern, die der erzürnten Gottheit namens Markt huldigen, und Experten, die zu wissen glauben, wie man sie mit Opfern besänftigen kann. Von Neidischen, die auf die Neidgesellschaft schimpfen. Und von Putinverstehern, die doch nur verstehen wollen, und was soll daran schlecht sein. Eine Bemerkung übrigens, die nicht nur in jeder zweiten Diskussion zur Ukraine fällt, sondern die Resetarits selbst schon in Interviews zum Besten gegeben hat.

Resetarits, der Wutbürger. Man kann ihm manchmal recht geben. Manchmal nicht. Besonders komisch ist leider keines von beidem. Immerhin wird er nach der Pause ein wenig konkreter, wenn er den Konsumwahnsinnigen gibt, der sich per Amazon Hängeschränke ins Haus kommen lässt. Dazwischen Lieder, in denen sich „steht“ auf „geht“, „leben“ auf „geben“ reimt.
Dann lieber Zaubertricks.

Stadtsaal, Wien 6. Nächste Vorstellungen: 6., 11., 12., 13. März, 18. bis 20. März, jeweils 20 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

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