Eine europäische Kindheit

Literaturpreis. Die Tirolerin Carolina Schutti erhält den von der EU-Kommission gestifteten Europäischen Literaturpreis.

Der Europäische Literaturpreis 2015 geht an die Tirolerin Carolina Schutti. Eine nationale Jury, bestehend aus der Übersetzerin Jacqueline Csuss, der Verlegerin Annette Knoch und Gerhard Ruiss, dem Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, verlieh der 1976 in Innsbruck geborenen Autorin den mit 5000 Euro dotierten Preis. Seit 2009 vergibt die Europäische Kommission diese Auszeichnung an Autorinnen und Autoren aus zwölf europäischen Ländern (die nicht Mitglieder der EU sein müssen), die noch wenig bekannt sind, denen man aber eine größere Öffentlichkeit wünscht. Die Einreichenden müssen schon zwei bis fünf Bücher veröffentlicht haben.

Carolina Schutti hat soeben ihr drittes Buch vorgelegt, die Novelle „Eulen fliegen lautlos“ (Edition Laurin). Sie selbst sieht darin den Abschluss ihrer Trilogie über „traurige Kindheiten“. Denn auch die vorangegangenen Romane, „Einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein“ und „Wer getragen wird, braucht keine Schuhe“ (beide im Otto-Müller-Verlag erschienen), beschäftigen sich mit kindlicher Ohnmacht und Sprachverlust. Diese gehören für sie untrennbar zusammen. Als Kind lernte sie Polnisch, vergaß diese Sprache aber, da sie ab fünf nur noch Deutsch sprechen durfte. Ihre ersten drei Bücher sind diesem sprachlichen Phantomschmerz gewidmet.

Carolina Schutti ist auch Sängerin und Konzertgitarristin. Die Musikalität ist ihrer Sprache stark anzumerken. (hak)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.