Kulturbudget: Die fehlenden Millionen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die großen österreichischen Kulturinstitutionen wünschen sich ein Plus von mindestens 35 Millionen Euro pro Jahr. Ohne Anpassung der Basisabgeltung könnte es für viele ab 2017 eng werden.

Am Dienstag wird im Ministerrat der Finanzrahmen für die Jahre 2016 bis 2019 beschlossen. Kulturminister Josef Ostermayer zeigte sich vergangene Woche zuversichtlich, dass das Kulturbudget eher wachsen als schrumpfen werde: „Ich gehe davon aus, dass ich nichts einbüße, sondern dass die Verhandlungen zum Ergebnis kommen werden, dass etwas dazukommt.“ Dass es im Bereich Kultur – vor allem für Museen – mehr Geld geben soll, hat auch Finanzminister Hans Jörg Schelling schon bestätigt.
Wie viel mehr es geben wird, wird sich zeigen. Wie viel mehr gebraucht wird, hat die Austria Presse Agentur mit einer Rundfrage an Österreichs Museums- und Theaterchefs erhoben: Mindestens 35 Millionen Euro beträgt demnach der jährliche Mehrbedarf.

15 bis 17 Millionen Euro brauchen etwa die Bundestheater, um die laufende und kommende Saison zu überstehen. Um den Finanzbedarf zu decken, müssen Innenstadtimmobilien verkauft werden – das „letzte Tafelsilber“, wie Günter Rhomberg, Chef der Bundestheater-Holding im März betont hat. Aus derzeitiger Sicht könne der Spielbetrieb nur bis August 2016 aufrechterhalten werden. Das Volkstheater braucht ab 2016 inflationsbedingt rund 200.000 Euro mehr, andernfalls drohe ein Personalabbau.

Die Bregenzer Festspiele fordern 800.000 Euro mehr (derzeit beträgt der Bundeszuschuss rund 2,28 Millionen), um die seit 1997 nicht valorisierten Subventionen auszugleichen. Die Förderung für die Salzburger Festspiele wurde für 2015 und 2016 bereits erhöht, Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler wünscht sich danach eine Fortschreibung dieser Erhöhung, außerdem eine „Anschubfinanzierung“ für den designierten Intendanten, Markus Hinterhäuser, der „nicht mit Wiederaufnahmen beginnen“ wolle und könne.

„Sollen sie uns doch delogieren!“

Eine Erhöhung bzw. Inflationsanpassung der Basisabgeltung fordern auch die Museen. Das NHM müsse bereits jetzt Rücklagen angreifen, um den Normalbetrieb zu finanzieren, sagte Direktor Christian Köberl. „Das Geld, das wir an den Finanzminister abliefern, ist sehr wohl an die Inflation angepasst, das Geld, das wir vom Kulturministerium bekommen, aber nicht. Da kann es durchaus sein, dass man irgendwann einmal sagt: Bevor ich Leute entlasse, zahle ich dem Bund keine Miete mehr. Sollen sie doch versuchen, uns zu delogieren!“

Im KHM-Museumsverband hofft man, „noch bis 2017 ausgeglichen wirtschaften zu können“, der gesetzliche Museumsauftrag sei aber schon jetzt nicht mehr zu erfüllen. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder braucht ab 2016 rund zwei Millionen Euro mehr, das Mumok 1,3 Millionen, um den „Status quo“ zu erhalten, so Direktorin Karola Kraus. Auch das MAK fordert „dringend“ eine Inflationsabgeltung, um die Qualität des Programms zu erhalten und notwendige Sanierungen durchführen zu können.

Die Österreichische Nationalbibliothek braucht laut Generaldirektorin Johanna Rachinger ab 2017 eine Erhöhung der Subvention um rund 4,8 Millionen Euro, ansonsten müsse das Angebot für Benutzer reduziert werden. (APA/kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2015)

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