Ein britisches Rührstück mit flachen Witzen

„Aufstieg und Fall von Little Voice“ in den Kammerspielen: Momente der Magie, viel Routine und auch Fadesse.

Der englische Dramatiker Jim Cartwright landete 1992 in London mit „The Rise and Fall of Little Voice“ einen tollen Erfolg. In den Kammerspielen wurde dieser Hit nun in der verspielten Übersetzung Ursula Grützmacher-Taboris zur österreichischen Erstaufführung gebracht. Folke Brabands Inszenierung, die auf starke Übertreibung und zugleich auf Sentiment setzt, hat jedoch die Leichtigkeit des Originals verloren. Seine Mischung aus Komik, Tragik und Farce funktioniert nur zum Teil. Manchmal wirkt der Abend sogar eindimensional fade.

Die Geschichte des Gesangstalents Little Voice (Eva Mayer) ist an sich herzerweichend. Vom Vater sind ihr allein die alten Platten mit Liedern der Piaf, der Garland, der Monroe, von Shirley Bassey und Eartha Kitt geblieben. LV imitiert sie fantastisch. Der Mutter des scheuen, fast autistischen Mädchens ist das völlig entgangen. Mari Hoff (Sona MacDonald) spricht reichlich dem Alkohol und Männern zu, diese Frau aus der Unterschicht hat sich gerade den zwielichtigen „Manager“ Ray Say (Michael von Au) eingefangen. Der erkennt das Potenzial der Kleinen und auch die finanziellen Möglichkeiten: „Du bist mein Jackpot“, sagt er selig. Mit allen Tricks bringt er sie dazu, bei Mr. Boo (Heribert Sasse) aufzutreten. Die Mutter, ihr Liebhaber und der Klubbesitzer träumen vom schnellen Geld und übersehen dabei, dass Little Voice bei ihren Auftritten fast zu Grunde geht.

Falscher Glitzer und viel Einsamkeit

Auch Romantik ist eingebaut: Der Telefon-Techniker Billy liebt das Mädchen, er hofft bis zum Schluss. Matthias Franz Stein spielt ihn mit Herz, es funkt. Mayer entzückt zudem mit Gesangsnummern. MacDonald aber wird zu sehr zur Übertreibung angehalten, assistiert von Susanna Wiegand als Freundin Sadie, einer Karikatur zurückgebliebener Unterschicht. Sasse und von Au spielen die Herren dieses tristen Milieus besser dosiert. Stephan Dietrich hat die Bühne passend eingerichtet – falscher Glitzer, eine versiffte Wohnung mit einem Mädchenzimmer oben, das pure Einsamkeit verströmt. Großer Applaus für Mayers Little Voice, aber insgesamt waren die 130 Minuten doch etwas schwankend im Niveau.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2015)

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