Jutta Skokan: „Ich bin ein positiver Mensch“

(c) Rudi Gigler
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Intendantin Jutta Skokan über kommende Highlights bei den vielfältigen Festwochen Gmunden – und sich selbst.

Mit Lyrik hat alles begonnen. Heute freilich sind die Festwochen Gmunden ein kulturelles Großunternehmen mit 15.000 Besuchern bei 80 Veranstaltungen; geleitet werden sie seit 1999 von der Autorin Jutta Skokan. Mit einer Woche Laufzeit startete man, nun sind es sechs. Das Budget wirkt mit 500.000 Euro schmal; davon kommt sogar nur ein Drittel als Subventionen, ein Drittel geben Sponsoren, ein Drittel bringen die Tickets. Den Literaturschwerpunkt gestaltet der Essayist Franz Schuh, alle übrigen Veranstaltungen wählt Skokan, die 1943 in Lambach als Tochter eines Seilermeisters und Musikers geboren wurde, selbst aus. Gmunden ist ein Allsparten-Festival – und ein Fulltimejob. „Wenn meine drei Kinder, die sich nicht für Kultur interessieren und schon alle erwachsen sind, und meine Enkelkinder mich sehen wollen, müssen sie herkommen. Das ist der Preis, man hat wenig Privatleben“, sagt Skokan. Manchmal reist sie nach Venedig, aber auch dort sucht sie vor allem Anregungen für Gmunden: bei den Filmfestspielen oder bei der Kunst-Biennale. Geht ihr die viele Kultur nicht manchmal auf die Nerven? Skokan: „Ich halte es mit Karl Valentin, der sagte: Gut und schön, macht aber viel Arbeit. Ich bin ein positiver Mensch.“

Gegensätze. Beim Literatur-Schwerpunkt ist heuer Peter Rosei zu Gast. Weiters widmet man sich Kästner und Kafka, 2016 folgen Goethe und Brecht: „Es sollen immer gegensätzliche Paare sein“, erklärt Skokan. Neu ist heuer ein Schwerpunkt für Architektur und Philosophie, auch die Wissenschaft gewinnt an Bedeutung. Das Thema lautet: „Was bleibt?“ Der Schauplatz ist die Lanna-Villa in Gmunden, ein Gesamtkunstwerk, „somit ein gutes Beispiel für unser Motto“, so Skokan. Eingeladen ist auch Quantenphysiker Anton Zeilinger. Was gibt es noch Interessantes? Agnes Heginger singt Cerha-Chansons (Freitag, 24. 7.). Im Stadttheater Gmunden werden Kästner-Filmklassiker wie „Das doppelte Lottchen“ gezeigt. Am 3. 8. liest Kurt Palm im Kino in Ebensee aus seinem neuen Roman „Gimme Shelter“ über die 1970er-Jahre. Wichtig ist immer wieder Thomas Bernhard. Er hatte im Gmunden nahe gelegenen Ohlsdorf seinen Landsitz, der heute ein Museum ist, in dem auch Veranstaltungen stattfinden: Johannes Silberschneider liest dort am 28.  7. aus Bernhards Roman „Holzfällen“. Die Abrechnung mit der heimischen Kunst- und Künstlerszene wirbelte seinerzeit mächtig Staub auf und wirkt heute vor allem wie eine herrliche Satire.

Geheimer Starauftritt. Daniela Fally singt am 6. 8. „In höchsten Tönen“ (Mozart, Beethoven, Richard Strauss). Es gibt Jazz, Kabarett, eine Fado-Nacht. Ist Skokan Thomas Bernhard oder Peter Handke – dem Gmunden zu dessen 65. Geburtstag 2007 sein Literaturfest widmete – persönlich begegnet? „Peter Handke ist gekommen, aber wir durften es nicht ankündigen, weil sonst zu viele Leute herbeigestürmt wären, um ihn zu sehen. Das wollte er nicht. Aber er hat hier damals auch seinen alten Freund Wim Wenders getroffen. Bernhard bin ich einige Male begegnet, aber eher unter skurrilen Umständen, einmal hat er mich im Rathauscafé gefragt, ob er die ,Süddeutsche Zeitung’ haben kann, und einmal sind wir gemeinsam zur Villa Toscana gefahren.“ Als nächste Themen für den Literatur-Schwerpunkt sind Barbara Frischmuth, die im nahen Aussee zu Hause ist, und Gert Jonke (1946-2009) in Aussicht genommen. Skokan betreut auch noch das jeweils im Oktober stattfindende Symposion Kulturvermerke, das sich heuer dem Thema Willhaben“ widmet. Was will sie haben? „Ich will vieles nicht haben. Nur eines: mehr Geld für noch mehr Veranstaltungen.“

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