Alexander Pereira ist neuer Intendant der Salzburger Festspiele

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Die Entscheidung ist gefallen: Der Wiener Alexander Pereira soll die Salzburger Festspiele leiten und bekommt somit einen der prestigereichsten Jobs im Kulturbereich.

"Es hat mir weh getan, von Wien wegzugehen. Ich habe Zürich enorm viel zu verdanken. Aber ich freue mich wahnsinnig, dass Salzburg sich für mich entschieden hat und ich hoffe, ich werde den Festspielen keine Schande machen.“ Ungewohnt demütig, denn er kann auch recht polemisch sein, kommentierte Dienstagabend der Zürcher Operndirektor Alexander Pereira im „Presse“-Interview seine Ernennung zum Salzburger Festspiel-Intendanten ab 2012. Bis dahin dauert sein Vertrag in Zürich. Er werde nicht vorzeitig in Zürich aussteigen, so Pereira. Der Vertrag des jetzigen Festspielchefs Jürgen Flimm läuft bis 2011. Dieser will aber vorzeitig 2010 nach Berlin gehen zu Daniel Barenboim als Direktor der dortigen Staatsoper Unter den Linden.

Wie wird das gehen? Pereira meinte, er könne früher in Salzburg zu planen beginnen. Es heißt, Pereira habe den Wiener Philharmonikern, die durch ihren Vorstand, Clemens Hellsberg, in der Salzburger Findungskommission vertreten waren, große Versprechungen gemacht. Die Philharmoniker fürchten um ihre Vormachtstellung in Salzburg, weil jüngere, qualitätvolle Klangkörper nachdrängen; außerdem wünschen sie sich bedeutendere Dirigenten.

Pereira hatte in der Vergangenheit den Musikern vorgeworfen, sie würden sich in der Staatsoper zu wenig engagieren, sodass es dort nur wenig Neuproduktionen geben kann. Als Philharmoniker verdienen die Musiker freilich mehr mit Konzerten und Tourneen. Pereira: „Was da immer alles unterstellt wird. Meine Kritik an den Philharmonikern bezog sich rein auf die Staatsopern-Tätigkeit. Dass sie das beste Orchester der Welt sind, habe ich nie bestritten. Ich freue mich, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

Fassbaender hat ihn gefragt

Dennoch: Mit der Ernennung von Pereira haben die Philharmoniker zum zweiten Mal nach Dominique Meyer für die Staatsopern-Direktion „ihren“ Kandidaten durchgebracht, heißt es. Wie wurde Pereira „gefunden“? Die Vorsitzende der Findungskommission, die Intendantin des Tiroler Landestheaters Brigitte Fassbaender habe ihn bei einem zufälligen Treffen angesprochen. Er habe sofort zugesagt: „Ich habe ihr gesagt, wenn sie mich vorschlägt, mache ich das.“

Skurril, dass Pereira, lange der „logische“ Nachfolger für viele Positionen im internationalen Musikbetrieb, auch in Österreich, nun als Kompromiss-Kandidat zu den Festspielen kommt. Nach stundenlangen, hitzigen Beratungen entschied sich das Kuratorium für ihn. Die Sozialdemokraten sind dort derzeit stark: Mit Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und der von Kulturministerin Schmied entsandten Wilhelmine Goldmann (Vorsitz). Die Bürgerlichen sind mit Landeshauptmannstellvertreter Wilfried Haslauer (V) und dem ehemaligen kaufmännischen Direktor des ORF, Peter Radel, in der Minderheit. Das Kuratorium muss einstimmig für den neuen Intendanten votieren.

Die SP-Fraktion wollte den Direktor der Mailänder Scala, Stéphane Lissner, durchbringen. Die Bürgerlichen sagten: „Njet“. Haslauer meinte vor der Sitzung, man könne sich ja auch vertagen. Das wäre ungünstig gewesen, denn die Festspiele brauchen wegen der langen Planungszeiten im Musiktheater-Betrieb so schnell wie möglich einen neuen Intendanten. Goldmann: „Pereira ist in der jetzigen Wirtschaftslage ein Garant für eine sichere Fahrt in unsicheren Zeiten.“ Der Kartenvorverkauf der Festspiele lässt heuer zu wünschen übrig, hört man.

Noch ein paar Details zu Pereira: Der Diplomatensohn aus Wien ist nicht nur ausgebildeter Sänger, er war auch 12 Jahre bei Olivetti tätig. 1984 wurde er Generalsekretär des Konzerthauses. 1991/92 wurde er ans Zürcher Opernhaus berufen. Er bestellte den Dirigenten Franz Welser-Möst zum Musik-Chef, der dort viele erfolgreich Opern-Premieren dirigierte. Am Schluss überwarfen sich Möst und Pereira. Daher hieß es zuletzt, Pereira werde mit Zubin Mehta nach Salzburg ziehen. Wie sich künftig das Verhältnis von Möst und Pereira gestalten wird, bleibt abzuwarten. Lissner wie Pereira wurden durch kräftiges Medienfeuer eingedeckt, der eine als Ämterkumulierer der andere als Auslaufmodell. Und was verdient ein Festspiel-Intendant? Ca. 250.000 Euro im Jahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2009)

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