Hitlers Paladin fehlte

Martin Bormann war 1945 spurlos verschwunden.

Er fehlte im November 1945 auf der Nürnberger Anklagebank: Martin Bormann (45), der skrupellose Erfüllungsgehilfe Hitlers, sein Privatsekretär und allmächtige Leiter der Parteikanzlei – er war seit dem Fall Berlins am 2. Mai spurlos verschwunden. Der Mann hatte allen Grund, das Strafgericht zu meiden. Der enorm fleißige, aber rücksichtslose und ungebildete Sekretär des „Führers“ verstand es, sich unentbehrlich zu machen, wich nie von des Diktators Seite und war ein Meister der Intrige.

In den letzten Lebenstagen Hitlers im April 1945 wähnte sich Bormann am Ziel seiner Träume angekommen. Als Himmler und Göring wegen angeblicher Treulosigkeit aller Ämter verlustig gingen, war Bormann unbestritten der mächtigste Mann nach dem fast schon handlungsunfähigen Hitler. Am 2. Mai floh der Sekretär mit der letzten Gruppe von Hitler-Mitarbeitern aus dem Bunker der Reichskanzlei unter heftigem russischem Beschuss. Er blieb verschollen.

Gegen Bormann wurde die Anklage nun in Abwesenheit erhoben. Man suchte fieberhaft nach ihm. Aber alle Hinweise, die den Gefürchteten unter falschem Namen gefunden zu haben vorgaben, waren falsch. Erst 1998 konnte durch eine DNA-Analyse zweifelsfrei bewiesen werden, dass es sich bei dem 1972 in der Nähe des Lehrter Bahnhofs in Berlin gefundenen männlichen Skelett um Bormanns Leiche handeln musste und er folglich auf der Flucht umkam.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

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