„Schwarzweißlila“: Milchkaffeehaut macht noch keine Afrikanerin

(c) Dschungel/Ani Antonova
  • Drucken

„Schwarzweißlila“ im Dschungel Wien: Ein kluges und witziges Stück über Alltagsrassismus, ab zehn Jahren.

ie meisten meinen es eh lieb. Wenn sie Lila eine afrikanische Gazelle nennen oder ihre milchkaffeefarbene Haut bewundern. „Ich hab nix dagegen, dass ihr da seid. I' g'frei mi total! Hakuna Matata!“, sagt der nette Automechaniker von Lilas Schulweg. Warum er so komisch redet, versteht sie nicht. In der Großstadt, in der sie aufgewachsen ist, haben alle normal mit ihr geredet, und keiner wollte ihre Rastazöpfe angreifen. Jetzt ist alles anders: Mit ihrer Mutter ist die Elfjährige in eine Kleinstadt gezogen, so klein, „dass die Füße beim Schlafen rausschauen“.

Dass Lila schwarz ist, ist hier ein großes Thema. Jeder scheint so seine Vorstellungen zu haben, wie Afrikaner ticken. Nur Lila nicht – denn ihren afrikanischen Vater hat sie nie kennengelernt. Die Suche nach ihren Wurzeln hat der Autor und Regisseur Volker Schmidt in ein kluges, witziges Stück gepackt, das derzeit im Dschungel Wien gezeigt wird. „Schwarzweißlila“ greift erstaunlich viele (jugendliche) Konflikte auf – Alltagsrassismus, Vorurteile, Entwurzelung, Vaterverlust, in einigen Passagen sogar die Flüchtlingsproblematik –, ohne dass es überladen oder schwerfällig wirkt. Und vor allem, ohne mit dem pädagogischen Zeigefinger zu winken, der Autoren bei solchen Themen doch ziemlich jucken dürfte.

Großgoschert und neugierig

Lila, toll verkörpert von Nancy Mensah-Offei, tapst und tanzt sich im lila Jumpsuit durch die Welt und begegnet auch den Lästigen unter den Menschen mit Neugier, Fantasie und großgoscherten Sprüchen – die Fremdwörter, die sie dabei aneinanderreiht, ergeben zwar meist nicht viel Sinn, aber sie verblüffen verlässlich jene Leute, die vorher ganz langsam nachgefragt haben, ob Lila wohl Deutsch spricht. Das gesamte Ensemble begeistert mit komödiantischem Talent, allen voran Sven Kaschte in einer Dreifachrolle. Die dynamische Inszenierung – eine Kamerafahrt durch die von Puppen bevölkerte nächtliche Stadt gefällt besonders – und das Bühnenbild aus weißen Boxen überzeugen auch das nicht nur junge Publikum. Jubelnder Applaus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.