Raphael von Bargen: Schein und Sein im Hotel

 Schauspieler Raphael von Bargen inmitten der Requisiten für „Menschen im Hotel“, das am Donnerstag in den Kammerspielen Premiere hat.
Schauspieler Raphael von Bargen inmitten der Requisiten für „Menschen im Hotel“, das am Donnerstag in den Kammerspielen Premiere hat.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Schauspieler steht ab morgen in „Menschen im Hotel“ auf der Bühne. In „Thank You for Bombing“ ist er in den Kinos zu sehen.

Das Klavier ist hergerichtet, daneben steht ein Schreibtisch mit einer wunderbar alten Schreibmaschine und viele, viele Koffer: Das sind einige der – in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen – Requisiten, die für „Menschen im Hotel“ bereitstehen, das morgen, Donnerstag, an den Kammerspielen der Josefstadt seine österreichische Erstaufführung feiert. Schauspieler Raphael von Bargen, der in dem Stück den Baron von Gaiern gibt, spricht sich gerade mit den Requisiteuren ab und wirkt erstaunlich entspannt, auch wenn die Proben auf Hochtouren laufen. Das Stück (Regie: Cesare Lievi), das auf dem Roman der Exil-Österreicherin Vicky Baum (1888 bis 1960) beruht, „beginnt scheinbar boulevardesk, es kommt daher wie ein netter Schwarz-Weiß-Film der 1920er-Jahre “, sagt von Bargen.

Unterschiedliche Charaktere – ein todkranker Buchhalter (Siegfried Walther), eine alternde Tänzerin, die noch einmal Berlin erobern will (Sona MacDonald), oder eben der Baron, ein charmanter Gauner, der hier seinen großen Coup landen will – treffen im noblen Hotel mitten in der Weltwirtschaftskrise aufeinander. „Das Grand Hotel evoziert eine Scheinwelt“, sagt von Bargen, der mit dem Stück sein Debüt an den Kammerspielen gibt. „Alle kommen mit enormen Sehnsüchten hierher.“ Das Prinzip Hotel bestehe dabei „genau wie heutzutage Facebook aus einer Fassade, die mit der Realität nichts zu tun hat“.

Immer wieder treffen Schein und Sein aufeinander. Die legendäre, oscarprämierte Verfilmung des Stoffes mit Greta Garbo aus dem Jahr 1932 hat von Bargen gefallen, „allerdings ist es ein verhältnismäßig sanfter, harmloser Film. Bei uns auf der Bühne sind die Konflikte härter, die Sehnsüchte größer, die Lage für die Figuren existenzieller. Ich finde das auch nur so interessant.“

Für den gebürtigen Hamburger von Bargen ist es auch abseits der Premiere eine spannende Woche, läuft doch auch „Thank You for Bombing“ in den Kinos an, in dem er einen US-Kriegsberichterstatter in Afghanistan spielt. Gedreht wurde die Geschichte über drei Kriegsreporter – Ko-Star Erwin Steinhauer wurde für seine Rolle soeben auf der Diagonale prämiert – im Vorjahr in Afghanistan. Die Drehzeit – „es gab kein fixes Drehbuch, keine vorgeschriebenen Dialoge“ – hat von Bargen äußerst intensiv erlebt. „Die Stimmung war sehr angespannt“, sagt er. „Man wird sofort als aus dem Westen erkannt, und das ist dort nicht unbedingt etwas Positives.“ Frei bewegen konnte sich die Filmcrew um die burgenländische Regisseurin Barbara Eder kaum, „einige Orte waren sicher. Andere nicht, da hatten wir eine Stunde, um zu drehen, dann mussten wir weiter, weil wir sonst damit rechnen mussten, dass sich ein paar Taliban auf die Straße stellen und wir nie wieder rauskommen. Das haben wir am Anfang unterschätzt.“

Wo, wenn nicht in Wien?

Für ihn ist „Thank You for Bombing“ ein „im besten Sinne österreichischer Film. Der österreichische Film wagt noch etwas, was sich viele andere nicht mehr trauen, nämlich auch mal zäh zu sein. Mir gefällt diese unbeugsame Rhythmik. Der Film ruht sich nicht auf Effekten aus, obwohl es das Thema nahelegen würde. Es ist ein fast schon unangenehm persönlicher Film.“

Nach vier Jahren als freier Schauspieler ist von Bargen nun fix an der Josefstadt. Direkt nach seinem Studium am Max-Reinhardt-Seminar wurde er ans Burgtheater engagiert, später wechselte er ans Volkstheater. Für einen Schauspieler, sagt er, sei er schon „untypisch lange in Wien. Aber wo kann man besser Schauspieler sein als hier? In Berlin müsste ich mit 20.000 arbeitslosen Schauspielern streiten. Solange sich in Wien für mich interessante Dinge entwickeln, werde ich bleiben.“

Info

Raphael von Bargen, 1977 in Hamburg geboren, ist nach Jahren am Burg- und Volkstheater und einer Zeit als freier Schauspieler nun fix am Theater in der Josefstadt engagiert.

„Menschen im Hotel“ hat am Donnerstag in den Kammerspielen Premiere. Weitere Termine: 18. 3., 14. bis 17. 4. Spielplan und Tickets: www.josefstadt.org.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2016)

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