Schauspieler Rudolf Wessely ist tot

Peter Simonischek als 'Jedermann' und Rudolf Wessely (r.) in der Rolle des
Peter Simonischek als 'Jedermann' und Rudolf Wessely (r.) in der Rolle des "Gott der Herr", 2004APA
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Der gebürtige Wiener war lange am Burgtheater, an den Münchner
Kammerspielen und am Bayerischen Staatsschauspiel engagiert.

Rudolf Wessely, langjähriges Ensemblemitglied des Burgtheaters und des Bayerischen Staatsschauspiels, ist tot. Er sei heute, Montag, im Alter von 91 Jahren in München gestorben, hieß es in einer Mitteilung des Münchner Residenztheaters: "Rudolf Wessely konnte als Schauspieler, Dramaturg und Regisseur auf ein intensives Bühnenleben zurückblicken, er hat die Theaterlandschaft durch zahlreiche Arbeiten stark geprägt."

Wessely wurde am 19. Jänner 1925 in Wien geboren, wo er auch das Reinhardt-Seminar absolvierte. Sein erstes Engagement erhielt er 1946 am Theater in der Praterstraße, es folgte eine Verpflichtung am Theater Die Insel in Wien. Anschließend ging Wessely ins Ausland und verbrachte einen großen Teil seiner Karriere an deutschen und Schweizer Bühnen, wo er zahllose Rollen des Welttheaters verkörperte - von Sophokles über Shakespeare, Schiller, Goethe und Kleist bis zu Tschechow, Brecht, Ionesco und Schnitzler.

Er spielte unter anderem am Deutschen Theater Ost-Berlin (1950 bis 1958), am Schauspielhaus Düsseldorf unter Karl-Heinz Stroux (1958/59), an den Wuppertaler Bühnen (1959 bis 1961), am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964 bis 1966) sowie am Schauspielhaus Zürich (1969/70). Von 1962 bis 1965 war Wessely Direktor des Ateliertheater Bern und von 1966 bis 1969 Leiter der Düsseldorfer Kammerspiele.

"Meister der abgründig skurrilen Gestalten"

Zwischen 1971 und 1987 gehörte Wessely, den die "Welt" einmal "einen Meister der abgründig skurrilen Gestalten, der sogar Nebenfiguren in Protagonisten verwandeln kann" nannte, dem Ensemble des Burgtheaters an. An Burg und Akademietheater verkörperte er unter anderem die Titelrollen in Molières "Der Misanthrop" und Jarrys "Alceste", den Eckermann in Walsers "In Goethes Hand" sowie den Mephisto in Havels "Versuchung". An den Münchner Kammerspielen war er 1987 bis 2001 engagiert.

2001 ging Rudolf Wessely mit Dieter Dorn an das Bayerische Staatsschauspiel, dessen Ensemble er bis 2011 angehörte. Hier spielte er u.a. Thomas Bernhards "Weltverbesserer", Lessings "Nathan", den Narr in Shakespeares "König Lear", den Davies in Harold Pinters "Der Hausmeister" oder den Herbert in Herbert Achternbuschs "Der Stiefel und sein Socken". Zuletzt war er dort 2010 in Heinrich von Kleists "Penthesilea" zu erleben. Beim Salzburger "Jedermann" war 2004 als grantelnder Gott zu sehen.

"Schauspieler des Jahres"

Eigene wichtige Regiearbeiten waren Gogols "Die Heirat" und Sartres "Die Eingeschlossenen von Altona" (beide Stadttheater Mainz), Mrozeks "Die Polizei" und "Heiraten ist immer ein Risiko" (beide Ateliertheater Bern) sowie Nestroys "Nur Ruhe", Goethes "Urfaust" und Dürrenmatts "Die Physiker" in München und Wien.

1997 wurde er von der ORF-Hörspiel-Jury zum "Schauspieler des Jahres" gewählt. Wesselys war auch in Film und Fernsehen hoch aktiv. In der Filmdatenbank IMDb sind 106 Nennungen angeführt, zuletzt etwa seine Mitwirkung am TV-Film "Lüg weiter, Liebling" (2010) von Gabriela Zerhau. Im Fernsehen war er u.a. auch in der Henisch-Verfilmung "Die kleine Figur meines Vaters" von Wolfgang Glück (1979), in Edgar Reitz' viel gelobter TV-Serie "Heimat" (1984), in der "Opernball"-Verfilmung durch Urs Egger (1997) und in "Die Manns" von Heinrich Breloer (2001) zu sehen. Außerdem spielte er Gastrollen in "Derrick", "Der Alte", "Stockinger" und "Vier Frauen und ein Todesfall" (2006).

Fürs Kino drehte er unter anderem "Der Schüler Gerber" (1981) mit Wolfgang Glück, "Lieber Karl" (1984) mit Maria Knilli, "Der Nachbar" (1993) mit Götz Spielmann, "Der Unfisch" (1997) mit Robert Dornhelm und "Comedian Harmonists" (1997) mit Joseph Vilsmaier. Seit 2000 war Rudolf Wessely Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

(APA)

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